E + F Neumann
Bolivien

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2.7.14 Von La Paz nach Sucre - 13.07.14

Von La Paz nach Oruro heißt es von der Straße, sie sei die Beste Boliviens. Das sah aber so aus: Alle paar km Umleitung. Die Fahrt dahin auf dem Altiplano war langweilig, trockene Hochebene, dennoch Kartoffel- und Getreideernte und viele Ziegelfabriken. Unterwegs dann "Jagd" nach Diesel. Es gibt Preise für Einheimische und Ausländer (3 x so hoch). Aber den bekommt man auch nicht immer. Also nicht bis zum letzten Tropfen fahren. Am Besten fährt man kleine Tankstellen an, die sind ohne Videoüberwachung. Mit Preisverhandlung und ohne Rechnung konnten wir im allgemeinen einen guten Preis (nur das doppelte der Einheimischen) erzielen.
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Oruro, eine ehemalige Bergarbeiterstadt, doch eher hässlich, umfuhren wir schnell. Bis Poopó, unserem Übernachtungsplatz neben der Polizei, sah man neben der Straße schon Salzkristalle blitzen.
4.7. Wolkenlos - 4,5 °C. Wir fahren weiter auf der Panamericana nach Potosí (3940 m üNN) mit Stellplatz im Hostal Copacabana. Die Strecke hier auf dem Altiplano war reizvoll und abwechslungsreich. Salzebene, Rinder, Alpakas und schwer zu erkennende Lehmziegelhäuser bzw. Dörfer. Farbe der Landschaft Grün-, Braun-, Rottöne, große aufgesetzte Steinmauern als Begrenzung für Pferche. Von den Bergen glitzern kleine Eisflächen, weiter im Verlauf auch noch ein weit verzweigter Canyon im rot- grün.

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In Potosí nach dem Gang zur "I" konnten wir neben Infos für morgen Mittag eine Minentour buchen. So hatten wir am Morgen noch Zeit für die "Casa de la Moneda", Münzpräge. Die 1. Moneda in Potosí wurde zwischen 1572 - 75 gebaut durch den Vizekönig Franzisco de Toledo, am Plaza 10 de Noviembre. Die 2. mit mehr als 14 Jahre Bauzeit, von 1759 - 73, ließ Karl III von Spanien als wichtigstes Gebäude der Stadt erbauen, Baukosten ca. 10 Mill. €. Das Steingebäude umfasst eine Fläche von 7.675 qm. 1500 qm in Form von 150 Räumen, der Rest fünf Innenhöfe, alles im Barockstil. Sie gleicht eigentlich eher einem Fort. Bei einer Führung erfuhren wir, dass durch Karl III die Geldprägung forciert wurde. Auch wurde der Weg zur Verschickung der Münzen in alle Welt geöffnet.
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Die zur Prägung der Münzen benötigten riesigen Maschinen (alles Originale hier), sind in großen Räumen ausgestellt, abgestützt an Fußboden und Decke mit großen Zedernbalken aus Spanien. Unter der Kuppel befindet sich der Hauptschmelzofen. Dieses ist einzigartig in der Welt. Besonders imposant sind die ineinander greifenden Zahnräder, ebenfalls aus Spanien gebracht. Die Zahnräder wurden mechanisch durch jeweils vier Maultiere im Stockwerk darunter angetrieben.

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Anfang des 20.Jhd. wurde der Antrieb erst durch Dampfmaschinen und später durch Elektromotoren ersetzt. Geprägt wurde hier von 1773 - 1951.
Heute beherbergt es als Museum außerdem eine große Kunstsammlung aus der Zeit des Vizekönigs. Besonders hervorzuheben ist das Gemälde "La Virgen Cerro" (Jungfrau vom Cerro = Silberberg) eines unbekannten indigenen Künstlers. Viele andere Gemälde stammen ebenfalls von indigenen Künstlern.

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Sehr umfangreich und sehenswert ist die Sammlung von Objekten aus dem Silber Potosís, z. B. aus Kirchen und privaten Haushalten. In einer Mineraliensammlung ist der Bolivianita, ein Stein nur in Bolivien vorkommend, ausgestellt.
Das angegliederte Archiv umfasst mehr als 80.000 Schriftstücke, Karten und Pläne aus der Zeit von 1550 - 1985, ebenso Dokumente über das Leben in Potosí und dem Bergbau.
Alles in allem eine bemerkenswert interessant Führung.

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Vor der Minenführung kauften wir uns auf dem Markt noch eine Kleinigkeit zum Essen. Um 13:30 Uhr wurden wir zur Führung abgeholt. Mit dem Bus erst zur Kleiderkammer: Hose, Jacke, Helm mit Lampe, Stiefel. Anschließend Vorführung des Crashens des Gesteins bis zum pulverisierten Silber (Hand). Dann zum Laden, um für die Bergarbeiter "nützliche" Geschenke, z. B. Dynamitstangen, Getränke, Cocablätter, Arbeitsgeräte zu kaufen.

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Auf dem Weg zum Cerro Rico, dem Silberberg, gab es noch einen schönen Rundumblick.
Die Mine war einer Kooperative angeschlossen. In jeder Kooperative gibt es diverse Untergruppen, Mitglieder müssen mindestens 5 Jahre arbeiten; sie können dann ihren Arbeitsbereich wählen und dafür einfache Arbeiter einsetzen. Diese verdienen ca. 154 € im Monat.
Die Arbeitsweise ist noch annähernd wie früher, d. h. es gibt wenig technische Hilfsmittel. Die qualitativ hochwertigen Steine werden sackweise zu 30/40 kg auf dem Rücken herausgetragen. Arbeitszeiten werden von der Kooperative bestimmt, normalerweise die 5-Tagewoche. Die Mahlzeit beschränkt sich unter Tage auf 200 - 300 Cocablätter, sie geben Energie, unterdrücken Hunger und Müdigkeit (keine Toiletten im Stollen).
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Gleich zu Beginn am Schachteingang auf 4300 m üNN Höhe wateten wir durchs Wasser, teilweise in gebückter Haltung und am Ende sogar 4-5 m krabbelnd auf allen Vieren. Wir sahen Adern, die verschiedene Mineralien enthielten, Vorbereitung zur Sprengung, Weiterverarbeitung des Gesteins nach der Sprengung. Unterwegs noch ein Besuch bei Onkel Tio, dem Bergarbeiterteufel, gleichzeitig auch Mann der Pachamama (Mutter Erde). Er bekommt Geschenke, um die Bergarbeiter vor Unglück zu bewahren und eine glückliche Hand bei der Suche nach Silber.
Die Luft weiter drinnen im Stollen war schon stickig und dämpfig. Gearbeitet wurde nicht (Samstag), deshalb auch keine große Gefahr, giftige Dämpfe einatmen zu müssen. Aber wir waren dennoch froh, wieder an die frische Luft zu kommen. Nach ca. 4 Stunden war diese informative aber anstrengende Tour zu Ende.

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Allgemeines zum Cerro Rico: Im April 1545 wurde das Silber im Berg entdeckt. Erste Minen waren also schon im 16. Jhd. in betrieb. Im 18. Jhd. waren es schon über 300. Ca. 30.000 Lastesel wurden jährlich nach Potosí gebracht. Die Schwächsten starben oft schon nach 8 Tagen, der Durchschnitt lag bei 70 Tagen. Anfangs konnte man das Silber direkt in Heißluftöfen schmelzen, da der Silbergehalt sehr hoch war. Aber schon 1570 lag der Anteil im Rohgestein bei nur noch 3 %. Bei der Verarbeitung wurde Quecksilber verwendet, das später mit viel Wasser ausgeschwemmt werden musste.
1547 erhob Kaiser Karl V., seit 1516 auch Herrscher über Spanien, Potosí zur "Villa Imperial" und durfte somit den kaiserlichen Doppeladler im Wappen führen. Damit begannen die Spanier auch unbarmherzig ganze Dörfer von Hochlandbewohnern in die Bergstollen abzukommandieren, die sich zu Tode schufteten. Der Silberstrom nach Spanien floss in gigantischen Mengen. Bis 1660 wurden 16.000 to Silber herausgeholt, bis heute über 46.000 to. Für die Indigene war Potosí der "Gang zur Hölle". Wer nicht im Stollen starb, erlag den unmenschlichen Arbeitsbedingungen in dieser Höhe oder an Quecksilbervergiftung. Nach Schätzungen starben bis zum 18.Jhd. 8 Mill. Indigena. Auch noch heute sind die Arbeits-, Ernährungs- und Gesundheitsbedingungen der Bergarbeiter miserabel. Die häufig auftretende Staublunge (Silikose) kann schon bei jungen Mineros zum Tode führen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei ca. 40 Jahren.
Im 18.Jhd. war der Berg nahezu ausgebeutet, was den Absturz Potosís in die Bedeutungslosigkeit zur folge hatte. Letztendlich brachte der Abbau von Zinnerz einen neuen Aufschwung. 1913 erreichten die Zinnbarone ihren höchsten Wohlstand. Ab 1985 gibt es Bergbau-Kooperativen sowie private Mineros. Im Berg gibt es inzwischen ca. 300 Minengänge.
Übrigens kamen nach Potosí auch Minen- und Bergbauexperten aus Annaberg im Erzgebirge und noch heute gilt hier das Annaberger Bergrecht.

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Potosí ist nach La Paz mit 4065 m die höchstgelegene Großstadt der Welt. Dem "Cerro Rico de Potosí" ein 4829 m hoher Bergkegel hinter der Stadt, auf Quechua "Sumay Orcko" (heiliger Berg) verdankt sie ihre Entstehung. Auf Grund der Höhenlage ist es in Potosí kalt - sehr kalt und trocken, wie es auch wir erlebt haben.
Am nächsten Tag noch eine Stadtbesichtigung nach einem hervorragenden und sehr günstigen Mittagessen. Kolonialhäuser: Casa de los Marquesas de Otavi, Casa de los tre Portados, Kolonialstraßen (Sucre und Quijarro), wirklich interessant.

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Es geht wieder weiter in abwechslungsreicher Landschaft nach Uyuni, in Grün-, Rot-, Brauntönen, immer schlängelnd, drei mal über 4100 m üNN mit vereisten Flächen und großen Eiszapfen am Straßenrand. Ca. 40 km vor Uyuni Sandpassagen.
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In Colchani erklärte uns ein Mann die Salzverarbeitung. Im Salar wird z. Zt. nicht gearbeitet, da es zu kalt ist. In Uyuni übernachteten wir später neben der Militärkaserne.

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Am nächsten Morgen - 13 °C, puhh. Uyuni liegt auf 3670 m üNN und heißt in der Aymara-Sprache "Platz der Lasttiere. Für uns keine schöne Stadt, bitter kalt, windig, in trostloser Hochlandöde.
Der Salar de Uyuni ist mit 160 km Länge und 135 km Breite die größte Salzfläche der Erde, mit einer Salzkruste zwischen 2 - 7 m. Die Einheimischen nennen den Salar "Weißes Meer". Als ehemaliges gewaltig großes Andenbinnenmeer "Lago Minchis" trocknete der Ursee vor Jahrmillionen aus. Zurück blieben abflusslose Altiplao-Seen und Salare. Zwischen Dez. bis März/April überfluten Hochlandregenfälle den Salar. Er kann dann bis Juni unter Wasser stehen. Lithium liegt noch unter dem Salar begraben, schätzungsweise 9 Mill. to, das sind knapp 75 % des heute bekannten Weltvorkommens. Allein der Abbau ist noch sehr schwierig.
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8.7.14 Unser Ausflug auf den Salzsee führte uns zunächst an Salzfiguren, alten und neuen Salzhotels vorbei. Unübersehbar davor das Emblem der Rally Paris-Dakar, die dieses Jahr im Januar hier vorbei kam.

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Weiter ging es auf der 80 km langen, gut zu befahrenden Salzpiste zur "Isla Incahuasi". Dies ist eine Koralleninsel, außer Kakteen und Grasbüschel wächst nichts. Die über die ganze Insel verteilten Kakteen sind im Allgemeinen sehr hoch, bis zu 10 m und mehr, haben lange spitze Stacheln als Schutz. Sie wachsen nur 1 cm im Jahr, manche sind über 200 Jahre alt. Ein Wanderweg führte uns zwischen den Felsen durch, bis zu 100 m höher als der Salar, mit schönem Rundumblick und einer Korallen-Naturbrücke. Die Insel war heilig und ist auch heute noch Opferstätte.
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22 km weiter kamen wir zur Insel Pescador. Sie ist ohne jegliche Infrastruktur. Wir hatten hier einen herrlichen Übernachtungsplatz. Am Rande steht der heilige Tunupa (Vulkan)mit 5400 m üNN.
Oh, - 10 °C am Morgen, doch bald wärmte uns die Sonne. Auf der Rückfahrt nach Uyuni besichtigen wir noch ein "Ojo" (Auge). Das ist blubberndes Quellwasser von unterirdischen Wasserläufen und Gasen, die sich durch die Salzkruste durchdrücken.

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11.7.14 Es ist "warm" mit + 2°C. Auf dem Weg in die Stadt gingen wir erst die Handwerkerstrasse entlang, alles für den Hausbau, dann zum Central-Market, natürlich wieder mit leckerem Obst und Gemüse. Dann vorbei an der Iglesia San Francisco. Im Turm hängt die bolivianische Freiheitsglocke, die am 25. Mai 1809 die Unabhängigkeitskämpfer zu den Waffen rief. 1545 im Renaissance-Stil begonnen, später mit anderen Stilrichtungen vermischt. Decke uns Altar sind im Mudéjar-Stil, sehr üppich. Als älteste Kirche Boliviens wurde sie am 07.12.1967 zum Nationaldenkmal des Landes erklärt.

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Auf der Plaza 25 de Mayo steht das Denkmal des General José de Sucre. Ringsherum die Kathedrale und schöne Kolonialhäuser, z.B. Casa de Liberdad (Haus der Freiheit), die Präfektur und der alte Regierungspalast. In einem landestypischen Lokal aßen wir zu Mittag,
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bevor wir zur "Iglesia La Merced" gingen. Ausgestattet mit einem schönen Johannes-Altar im Renaissance-Stil, vergoldeter Kanzel mit feinen Schnitzereien und kostbaren Gemälden. Vom Turm aus hatten wir einen schönen Blick über die Stadt.
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Gleich gegenüber die Iglesia "San Filipe Nery". Die eindrucksvolle Kirche wurde durch einen Karmeliter gegründet. Türe, Altar und Seiten im neoklassischen Stil, schöner zweigeschossiger Innenhof. Heute ist hier eine Schule untergebracht. Zurück nahmen wir den Bus.
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Beim nächsten Stadtgang besuchten wir eines der bedeutendsten Gebäude, die Casa de Liberdad. Es war einst Teil der Jesuiten-UNI von 1621 und ist heute das Museo Historico. Man betritt einen hübschen Innenhof mit Kreuzgang und achteckigem Brunnen. Ringsherum Räume.
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Im Salón de la Independencia wurde am 6. Aug. 1825 die Unabhängigkeit Boliviens erklärt und die Urkunde unterzeichnet. Neben dem Zimmer des Vizekönigsgab es noch diverse Ehrensäle.
Im Innenhof eines schönen Kolonialhauses gönnten wir uns noch einmal ein schönes Mittagsessen, bevor wir mit dem Bus wieder zurückfuhren.

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13.07.14 Heute machen wir einen Kurzausflug nach Tarabuco. Der Sonntagsmarkt soll einer der interessantesten in Bolivien sein. Tarabuco ist berühmt für seine Tradition, Musik und Tänze aus der Inkazeit. Aber auch für die Trachten der Bevölkerung, farbenprächtige Ponchos, helmartige Kopfbedeckung, silberbeschlagene Ledergürtel.
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Aus der ganzen Umgebung kommen die Menschen, um für den täglichen Bedarf einzukaufen. Sie sind aber noch sehr scheu. Der Markt war wirklich sehr farbenfroh. Das Essen hier war gut und sehr günstig. Auf der Rückfahrt bekamen wir sogar noch Diesel und auch noch günstig.

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Ein lauterwerdendes Geräusch in Kurven nervte etwas. Später stelle sich beim Nachsehen heraus, dass Befestigsschrauben der Kabine locker sind und die Kabine in Kurven innerhalb der Schraubenlöcher hin und her rutschte.
Doch heute Mittag erstmal das Fußballendspiel der Weltmeisterschaft ansehen und - wir wurden sogar Weltmeister, wie schön.
14.7. Bei der Suche nach einer passenden Werkstatt hatten wir Hilfe und Glück, wir fanden sogar eine mit einem deutschsprechendem Besitzer. Er und seine Mitarbeiter lösten das Problem, ohne dass die Kabine abgehoben werden musste. Sie waren wirklich topp und wir happy.
So konnten wir die Weiterreise am nächsten Tag unbesorgt antreten.


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