E + F Neumann
Peru Bolivien

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Unsere Fahrt ging weiter zur Isla Amantani, 4 x 8 km groß. Der Llacasíti ist mit 320 m (4130 m üNN) die höchste Inselerhebung, mit dem Tempel des Pachatata, gegenüber dem Tempel der Pachamama.
Schon in der Präinkazeit gab es terrassierte Felder auf der kargen Insel. Angebaut werden nur Kartoffel (im Bild gefrier-getrocknete), Quinoa und Oca, die Karotte der Insel, alles andere muss gekauft und hier her transportiert werden. Hier leben ca. 450 Menschen in 8 Dörfern, die Quechua sprechen. Die Insel ist noch sehr ursprünglich, es gibt nur Privatunterkünfte. Wir wurden vom Hausherrn der Familie abgeholt.
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In der Küche wurde auf Holzfeuer gekocht, die Türe stand offen, damit es hell war, dafür kam auch die Kälte herein. Das Essen bestand aus den hier wachsenden Lebensmitteln, einfach aber gut, aber auf Dauer doch wohl sehr einseitig.
Die Quinoa-Pfannkuchen zum Frühstück waren sehr lecker. Als Getränk gab es Coca- oder Munjatee, schön warm.
Unser Schlafzimmer im ersten Stock war recht kalt, die vielen und schweren Decken wärmten nicht besonders. Warmes Wasser zum Waschen brachte uns der Hausherr am Morgen in der Schüssel, die Toilette war außerhalb.

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Auch hier wird viel gestrickt, von der Mama kauften wir zwei Mützen, die wir gleich beim Aufstieg zum Tempel brauchten, es war kalt und anstrengend. Der Sonnenuntergang war fantastisch.

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Am Abend gab es noch eine Willkommparty, wozu wir in einheimische Tracht von Mann und Frau gekleidet wurden. Ein doch sehr interessanter Tag.
Nach einer kalten Nacht brachte uns der Hausherr nach dem Frühstück wieder zum Hafen.

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19.06.14 Es ging weiter zur Insel Taquile . Sie ist 5 km lang, ca. 1 km breit, der Inselberg Molusina ist 264 m, diese mussten wir erst ersteigen. Unser Guide wählte freundlicher Weise nicht die 536 Stufen, sondern den einfacheren Weg.
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Die Besiedelung Taquiles begann um 1500 v.Chr. durch die Pacara, dann die Colla, wieder abgelöst von den Inka. Es leben hier ca. 1400 Menschen. Berühmt ist Taquile für seine Terrassenanlagen, wo noch heute Landwirtschaft betrieben wird; Kartoffel, Quinoa und Oca werden auf dem Markt in Puno verkauft. Außerdem wird noch im Gegensatz zu Amantani Fischfang betrieben.
Am bekanntesten sind aber die strickenden Männer auf der Insel, Frauen arbeiten oft an transportablen Webstühlen und wo Frauen gehen und stehen spinnen sie nebenbei Wolle.
Sowohl Frauen als auch Männer tragen traditionelle Kleidung, wobei die Männer eher farbenfroh sind.
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Unser Guide erklärte uns im Garten eines Restaurant die unterschiedliche Bedeutung von Farbe und Form z. B. der Mützen; an ihnen kann man Geschlecht, Stand (verh., ledig) sozialen Stand erkennen. Die Mützen sind aus sehr dünner Wolle aber sehr fest gestrickt, 2 - 3 Monate Fertigungszeit pro Mütze. Hier sahen wir allerdings den einzigen strickenden Mann. Außerdem werden auch sehr feste Gürtel für die Taille gefertigt, für Männer, um die schweren Lasten vom Schiff hoch zu tragen, es werden hierfür keine Tiere verwendet. Interessant war auch die Herstellung von Waschmittel aus Kräutern. Zerstampfen, mit Wasser vermischen bis zum Schäumen, fertig. Sogar schmutzige Schafwolle wurde sauber und verlor den typischen Geruch.
Zum Essen gab es Gemüsesuppe, Forelle mit Beilagen, sehr wohlschmeckend. Es gibt auf der ganzen Insel das selbe Menü, die Preise werden von der Kommune festgelegt. Der Ertrag geht in die Gemeindekasse.
Ein Musikant spielte Tischmusik auf einer Art Mandoline und Panflöte und sang in Aymara und Quechua.
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Der Weg zurück zum Boot war auch wieder ganz schön steil, allerdings jetzt abwärts.
Noch sind die Sitten streng und die Tradition ungebrochen, aber es gibt Anzeichen, dass die jetzige Generation doch der Moderne zustrebt. Der Tourismus, erst seit 1980, und die moderne Technik wie z. B. Internet, sind wohl die Triebfeder dazu. Nach knapp 3 Std. Fahrt zurück auf dem Titicaca-See waren wir gegen 15:30 Uhr wieder in Puno. Es war herrlich warm im Womo, wo wir die interessante und erlebnisreiche Ausfahrt zu den drei Zielen im Titicaca-See mal wieder mit einem guten Kaffee beendeten. Am Abend genossen wir noch bei Kerzenlicht und einem Gläschen Wein den herrlichen Blick auf das beleuchtete Ufer des Sees. In diesem herrlichen Ambiente hielten wir es noch problemlos zwei weitere Tage aus.

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22.06.14 Heute geht es weiter in Richtung Cutimbo auf 4000 m üNN, sanfte Berge, alles trocken, aber Felder und gerade Kartoffelernte. Zwischen Felszähnen und Tafelbergen liegt Cutimbo.

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Hier waren vier Chullpas, besser erhalten als in Sillustani, inklusive Steinrampen für den Aufbau. Manche Chullpas waren mit Steingravuren (Tiere) versehen.

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Hier sahen wir sogar wilde Chinchillas zwischen den Steinen hüpfen. In einer Höhle gleich nebenan gab es noch ganz einfache Felszeichnungen, Totenköpfe und Knochen.
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Die Suche nach dem Übernachtungsplatz lt. GPS-Koordinaten auf der Peninsula de Chacuito war etwas langwierig und teilweise auf sehr schlechter Piste, aber wir wurden fündig und standen ganz nahe am Wasser der Meeresbucht und genossen die Stille.
Interessantes zu Peru und Kartoffeln: Etwa 4000 verschiedene Kartoffelsorten werden in den Andenländern angebaut, entstanden sind sie aber aus nur 7 - 8 Arten. Es gibt noch ca. 100 wilde Kartoffelsorten, die allerdings nicht angebaut werden. Auf peruanischem Gebiet begann Kartoffelkultivierung ab 3500 v. Chr.. Chuno ist eine gefriergetrocknete Bitterkartoffel, sie ist sehr klein und wächst bis 4500 m üNN. Die Andenbewohner erfanden zur Haltbarmachung das Gefrier-Trocknungsverfahren! Die starken Temperaturschwankungen sind ideal dafür. In der Nacht werden die Kartoffel dem Frost ausgesetzt, tagsüber an der Sonne getrocknet. Dabei verlieren sie an Gewicht und Volumen. Vor der letzten Trocknung werden sie mit den Füssen gestampft, um das letzte Wasser herauszuquetschen. Danach sind sie bis zu 10 Jahre haltbar und Vorratshaltung für eventuelle Missernten oder Hungernöte. Dieses Verfahren sahen wir auf Amantani und auch heute unterwegs. Noch heute wird die Kartoffelaussaat wie zu Zeiten der Inka gemacht. Auch Oca, die Karotte der Anden, kann so behandelt werden.
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23.06.14 - 3,6 °C, wolkenlos. Heute verlassen wir Peru. Wir wollen den Grenzübergang Copacabana nehmen, obwohl wir schon von Schwierigkeiten hier gehört haben. Richtung Julí geht es durch ein breites, trockenes Tal, Schaf- und Rinderweiden und nach Llave interessante, spitze schroffe Felsformationen. Um 15:30 Uhr waren wir in Kasani, dem Grenzort. Hier mussten wir die Uhr eine Stunde vorstellen. Gleich ein Schreck, nur 30 Tage Aufenthaltserlaubnis in Peru - seither immer 90 Tage - dies war zwar im Pass vermerkt, aber nicht als solches identifizierbar. Also Multe (Strafe) von 25 US$ pro Person. Einzahlung nur in der Bank in der Stadt, also wieder zurück, außerdem noch diverse Kopien. Wir waren aber nicht die Einzigen, die abkassiert wurden. Der Rest ging dann relativ schnell und ohne Probleme. Noch ein paar Kilometer und wir hatten Copacabana erreicht.

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An der Strandpromenade etwas außerhalb hatten wir einen schönen Standplatz.
Zur Stadt: Copacabana kann auf 3000 Jahre Geschichte zurückblicken. Gegründet vom Inka Túpac Yupanqui war es ein bedeutendes Kultur- und Zeremonialzentrum. Es war aber schon vorher eine alte Kultstätte der Colla und Aymara. Copacabana war auch Namensgebung des berühmten Strandes von Rio de Janeiro, als dort zu Ehren des Wallfahrtsortes Copacabana am Titicaca-See eine kleine Kapelle errichtet wurde. Heute ist Copacabana eher ein Touristenort mit der Attraktion "Isla del Sol".

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Stadtrundgang mit Besuch der Kathedrale, Einkauf im Mercado, wo es generell in allen Orten das frischeste und beste Obst sowie Gemüse gab.
Buchung einer Tour zur Isla del Sol. Auf dem Rückweg am Strand noch eine herrliche Forelle zum Spottpreis gegessen.
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25.06.14 - 2°C, wolkenlos. Abfahrt des Schiffes um 8:15 Uhr, Ankunft in Challapampa 10:45 Uhr. Ein einheimischer Guide holte uns ab und führte uns zum Museum -

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Überreste der versunkenen Stadt aus der Tiwanakuzeit, 1992 von Jacques Cousteau entdeckt, weiter zum Pedra Sagrada hoch, der Stein soll Energie geben, Opfer- und Kultstätte mit Tisch. Weiter zu den Chincana-Ruinen, Palacio del Inka mit Quelle für heiliges Wasser.
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Unterwegs gab es Infos über landwirtschaftlichen Anbau, schon aus der Tiwanakuzeit. Die Fruchtfolge wird noch heute praktiziert, 5 Jahre Anbau, 7 Jahre Ruhephase. Das hier herrschende Mikroklima eignet sich bestens für den Anbau unterschiedlicher Getreide-, Gemüse- und 2 Obstsorten, Aprikosen und eine besondere Art von Äpfeln. Diese geführte und interessante Tour dauerte eine knappe Stunde, viel bergauf und relativ flott.
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Schnell noch etwas essen und um 12:45 Uhr konnten wir unsere Inselüberquerung Richtung Süden nach Yumani, Escalera del Inka antreten. Von dieser hieß es, dass sie zum Eindrucksvollsten gehört, was der Titicaca-See zu bieten hat (lt. Reise Know How). Was wir erlebten war eine Strecke, ständig hoch (bis 4025 m) und runter, fast im Laufschritt, weil die Zeit bis zur Bootsabfahrt um 15:30 Uhr doch sehr knapp war. Zu sehen gab es außer trockener Landschaft zwischendurch am Ufer liegende Dörfchen und drei Abzockstationen, äh - Zahlstationen auf dem Wanderweg. Jede Region verlangt quasi Eintritt. Um 15:15 Uhr erreichten wir nach dem touristischen Ort Yumani und den steilen Escaleras (Treppen) del Inka ziemlich abgekämpft, da ohne Rast zwischendurch, den Bootsanleger.

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Fazit: Das gelobte Ausflugsziel Isla der Sol war für uns eigentlich ein Reinfall und wäre verzichtbar gewesen. Einzig die historische Bedeutung ist hervorzuheben: Copacabana hieß ursprünglich Titicachi, daher auch der Name Titicaca-See. Die Inkalegende besagt, dass hier der Geburtsort des hellhäutigen Schöpfergottes Wiracocha war, des 1. Inka Manco Capa und dessen Frau bzw. Schwester Mama Ocllo. So wurde für die Quechua als auch Aymara neben der Insel auch der Titicaca-See heilig. Die knapp 4000 m hohe Insel soll demzufolge die Keimzelle des Inka-Imperiums sein. So haben wir wenigstens mal wieder ein bedeutendes historisches Gebiet durchlaufen.
Die Insel ist etwa 9,6 km lang, 6,4 km an ihrer breitesten Stelle. Von NW nach SO verläuft ihre Längsachse, die meisten Ruinen sind auf diese Achse zu finden, auch die versunkene Stadt (8 m tief) an der NW-Spitze,
Die Rückfahrt war gemütlich. Heute waren wir totmüde und gingen ungewöhnlich früh ins Bett.
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27.06.14 Wir verlassen Copacabana. Von oben noch einmal ein herrlicher Blick auf die Stadt. Und gleich mal wieder ein Pass (4200 m) mit kahlen schwarzen Bergen und braunem Gras, gefolgt von den Königskordilleren zum Estrecho de Tiquina, mit 800 m der engsten Stelle des Titicaca-Sees. Abenteuerliche, schwankende Überquerung auf einer einfachen Fähre. Weiter Richtung La Paz, trockenes Weideland auf kaltem Altiplano. Kurz vor La Paz das Valle de Luna mit äußerst spektakulären Felsformationen.

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La Paz, die Aymara-Hauptstadt, war zusammen mit El Alto nicht nur die größte (heute geteilt in 2 Städte), sondern auch die wichtigste Stadt Boliviens mit Regierungssitz; offizielle Hauptstadt ist Sucre. La Paz ist auch eine der höchstgelegenen Großstädte der Welt und gleichzeitig auch die mit der größten Höhendifferenz. Der tiefste Punkt liegt bei 3100 m, der höchste auf knapp 4100 m. In El Alto liegt einer der höchsten Flughäfen, 4082 m üNN, der Welt, alles Superlative.
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Durch gute vorab Infos kamen wir gegen 15:30 Uhr ohne Stress zum Hotel Oberland mit Camping auf angenehmen 3200 m üNN, allerseits bekannt bei Wohnmobilisten.

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Unsere Stadtbesichtigung beginnt mit der Fahrt in die Stadt im Collektivo, einem Minibus-Taxi, die hier überall unterwegs sind. Es ist lustig mit ihnen zu fahren. Man muss nur wissen wohin und welche Strecken-Nr., an den Straßenrand stehen, warten bis der entsprechende kommt, Hand hochheben, einsteigen und sagen, wann man aussteigen will. Uns gefiel das sehr gut.
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Also in Stadt zum Plaza Estudiante. Dann entlang der Av. 16. de Julio, auch Prado genannt, die Hauptstraße, natürlich die teuerste, und Lebensader von La Paz mit grünem Straßenteiler. Nach Infos in der "I" vorbei am Reiterstandbild von Simón Bolivar, weiter zum wichtigsten Platz der Altstadt, der Plaza Murillo (Freiheitskämpfer). Dieser ist umgeben von Congreso National, dem Parlamentsgebäude im klassizistischen Stil, dem Präsidentenpalast mit Palastgarde und der Kathedrale.
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Das Portal von St. Domingo zeigt sehenswerte Säulen indigener Steinmetzkunst. Etwas chaotisch ging es am Plaza San Franzisko zu. Aus allen Richtungen kreuzten sich verkehrüberlastete Straßen.

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Die Basilika San Franzisco wird als eine der schönsten in La Paz hervorgehoben, jedenfalls die reich verzierte Außenfassade, ebenfalls von indigenen Künstlern geschaffen. Sie zeigt Vögel, Blumen, Früchte, aber wie die meisten Kirchen geschlossen. Bevor wir uns zum großen Mercado Artesania begaben, konnten wir uns in einem herrlichen Café ein wenig vom "anstrengenden" Stadtrundgang erholen. Diese Kunsthandwerkermärkte sind wirklich sehr bunt und vielseitig bestückt. Man muss sich schon manchmal mit dem Einkauf zurückhalten. Der Rückweg war dann im Taxi einfacher und schneller als im Collektivo. Am Abend gingen wir dann im Hotel den hochgelobten Chateaubriande essen. Feuer im Kamin und Kerzen auf dem Tisch, ein schöner Abschluss des Tages.

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Sonntag 29.06.14. Wir wollten nach El Alto, dort sollte ein besonderer Sonntagsmarkt sein, und von dort mit der Seilbahn nach oben in die Oberstadt. Doch an der Seilbahnstation war eine Endlosschlange. So beschlossen wir nach einem kleinen Imbiss zurückzufahren und das Valle de la Luna zu besichtigen.
Das Valle de la Luna, entstanden in Jahrtausenden durch Erosion und Klimagegensätze.
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Es sind bizarre Erd- und Steintürme, Säulenpyramiden und Felsspitzen, die in den Himmel ragen. Mal wieder Mondlandschaft (Valle de la Luna) passend wie einige andere, die wir schon gesehen haben.

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Noch einmal Besichtigung in der quirrligen Stadt. Erst der Mirador Killi-Killi, auch mal mit dem alten Bus, wie amerikanische Schulbusse, gefahren. Es breitete sich wirklich eine schöne Aussicht von hier oben auf die Stadt aus. Wieder am Campingplatz zurück endete der Small-Talk mit den Italienern von Meran mit einer Einladung zum Besuch bei ihnen zu Hause.
2.7. Bevor wir La Paz Richtung Oruro verlassen, kaufen wir in El Alto noch ein Additiv für den schlechten Diesel in Bolivien. Ab und zu "meckert" der Motor schon wieder.

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