E + F Neumann
Schiffspassage

Hallo, wir - Eckhard und Friederike - sind wieder auf großer Tour. Es geht nach Südamerika, ein Abenteuer? Wir werden sehen! Es begann auf jeden Fall schon abenteuerlich. Die Zeit ging im Sauseschritt und viele Dinge warteten noch auf Erledigung, speziell am Auto kam immer noch Neues dazu. Aber - alles wurde fertig.
Dann, am 26.Mai 2013, so nebenbei mein Geburtstag, wollten wir los, über Kassel nach Hamburg, wo laut letzter Information am Di. 28.05. das Schiff ablegen sollte. Um noch mal kurz zu checken, ob alles ok ist, klickte Eckhard im Netz den Routenplan von Grimaldi an und kippte fast aus den Latschen! Er las: Abfahrt in Hamburg So. 26.05.Abend, also heute! Mir blieb fast das Herz stehen. Was machen?
Das schaffen wir nie! Also schnelle Entscheidung, nach Antwerpen, dem nächsten Hafen. Schöner Geburtstag, hätte es doch in Kassel bei Eckhard´s Neffen ein lang erwartetes Wiedersehen einschließlich eines tollen Rhabarber - geburtstagskuchen gegeben. Und wie aus Mitleid ließ es Petrus auch noch den ganzen Tag regnen.



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Am Montag dann gleich ein Anruf bei der Agentur. Hier wurde uns dann erklärt, dass diese Aussage wohl eine Falschmeldung sei und das Schiff wie vorhergesagt am Di. 28.05 in Hamburg losfährt. Das hieß für uns jetzt nach Hamburg fahren, OK! So konnten wir unterwegs auch noch einen neuen Drucker kaufen, da der andere seinen Geist am Freitag – wie passend – aufgegeben hatte.
Den Womo - Stellplatz in Hamburg kannten wir schon. Am Di. 28.05. morgens um kurz nach 9 Uhr standen wir vor der „Grande Cameroon“, unser zu Hause für die nächsten 4 ? Wochen.

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Um 10 Uhr bezogen wir unsere Kabine, später fuhren wir dann das Womo in den „Bauch“ des Schiffes.
Ab jetzt war aller Stress von uns genommen. Am Freitag erst waren wir in Antwerpen, wo noch 6 weitere Passagiere einstiegen, 3 Franzosen und 3 Italiener. Für mich begann nun das Sprachengewirr: Englisch, Französisch, etwas italienisch und bald waren wir uns einig (4 Pers.), dass wir jeden Tag ab 10 Uhr spanisch lernen wollen, gesagt, getan!
Daneben gab es folgende Zerstreuung oder „Amusement“. Sonnenbaden, wenn Petrus sein ok. gab, walken an Deck, lesen, spanisch wiederholen oder den Kopf ausblasen lassen, small talk und am Abend Filme von uns und den anderen Passagieren oder auch Bilder von der Mongolei und anschließenden Ländern. Es gab natürlich regen Austausch über Erfahrungen und die bevorstehende Reise.
Mit dem Wetter hatten wir insofern Glück, dass es zwar oft heftigen Wind gab, aber bis auf die Passage durch den Golf von Biskaya die Überfahrt doch sehr ruhig war.
Am Sa. 08.06.erreichen wir nach 7 Seetagen am Abend Dakar, Afrika, es war schwül warm. Unter starker Bewachung der Crew wurde be- und entladen was das Zeug hielt und am nächsten Morgen gegen 7 Uhr legten wir wieder ab. Kein Internetzugang möglich!

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Nach Santos, Brasilien sind es nur noch 5140 km, bei 30 kmh zieht sich das.
Dann am Di. 11.06. wurden wir, zu unserer Verwunderung, auf die Brücke zur Besichtigung gerufen. Man muss dazu sagen, dass der Kapitän und der Sicherheitsoffizier sehr zurückhaltend waren. Aber eine Italienerin von den Passagieren war in ihrem Umgang mit allen sehr offen und zwanglos und – sie sprach italienisch, die Sprache des Kapitäns und der meisten Offiziere. Gegen 18 Uhr überquerten wir den Äquator. Wir bekamen eine Urkunde und es gab sogar für alle Crewmitglieder (nicht nur für die Offiziere) ein Barbecue, was uns sehr überraschte. Laut Aussage eines in Antwerpen von Bord gegangenen Passagieres gab es auf seiner Reise nichts dergleichen. Es war wirklich ein tolles Fest für alle.
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Nach weiteren 8 Seetagen ohne besondere Vorkommnisse erreichten wir am Abend Santos, die Hafenstadt vor Sao Paulo. Am Abend sahen wir zu unserer Überraschung die Offiziere von Bord gehen. Wir wollten auch, aber keiner sagte uns, dass wir Ausgang haben. Am nächsten Tag klappte es wieder nicht mit dem Internetcafé. Wir durften nicht von Bord gehen, obwohl wir dann noch den ganzen Tag im Hafen lagen. Im Hafen gab es zwar freies W-lan, aber das Passwort haben wir nicht bekommen, warum auch immer.

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Auf der Weiterfahrt wurden dann am Donnerstag, 20.06 morgens früh um 4 Uhr die
Schiffsmotoren abgestellt. Und jetzt? Wir standen in der Bucht vor Montevideo, 368 km vor Zarate, Argentinien, dem vorletzten Hafen unserer Reise und um uns herum zwischen 30 – 40 andere Schiffe. Aha, uns wurde erklärt, dass das hier die Parkbucht für die Schiffe nach Zarate ist und dass wir hier 3 -4 Tage warten müssen, um in den Hafen einfahren zu können. Dazu benötigt man auch noch einen Lotsen an Bord, da die Einfahrt sehr schmal ist.
Übrigens, es ist Winter hier. Während im Norden der Nordhalbkugel jetzt die „weißen Nächte„ gefeiert werden, ist es hier schon sehr früh dunkel (ca. 18:30 Uhr) und die Temperaturen liegen gerade unter 10 Grad, gepaart mit Wind nicht gerade heiß. Auch morgens hat die Sonne Mühe, rechtzeitig aufzusteigen.
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Am Freitag, den 21.06. erlebten wir das 2. Highlight auf der Reise. Nach dem Mittagessen durften wir den Maschinenraum besichtigen. Es war sehr beeindruckend. Die Maschine erstreckte sich über 3 Stockwerke. Alles kann von einem „Kommandostand“ aus gesteuert und überwacht werden. Das benötigte Frischwasser wird aus Meerwasser aufbereitet. Das Volumen der Kraftstofftanks ist so groß, dass der Treibstoff für die ganze Reise Hamburg – Buenos Aires – Hamburg reicht.

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Am Abend dann noch eine Überraschung. Der Kapitän hatte Geburtstag und er lud uns ein, mit ihn zu Abend zu essen. Danach gab es sogar noch Kuchen und Sekt.. Wieder herrschte eine ausgelassene Stimmung.
Apropos Essen: Die ersten Tage waren grauenhaft. In Antwerpen kam ein neuer Koch aufs Schiff und die Qualität des Essens stieg zusehends an. Da es ein italienisches Schiff ist gibt es jeden Tag zwei Mal...na was? Richtig, Pasta in Variationen, zum Magen öffnen!, daneben viel Fisch, Fleisch, etwas weniger Gemüse, aber Salat und Obst, man kann sich gut damit arrangieren.
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Ja, mit den vier Tagen Aufenthalt in der Bucht klappte es dann doch nicht. Endlich, am 5. Tag (Di. 25.06) um 13 Uhr wurde der Anker gelichtet, die Fahrt konnte fortgesetzt werden. So langsam freut sich jeder auf seine Südamerika – Tour. Unser Informationsaustausch ist sehr groß und jeder erfährt immer noch etwas Neues.

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Doch die Freude auf ein baldiges Ende zerstörte am nächsten Morgen gegen 6 Uhr eine super „Waschküche“. –Fahrverbot --. Gegen 10:30 Uhr lichtete sich der Nebel und es konnte weitergehen. Endlich, endlich kurz vor 14 Uhr erreichten wir Zarate. Landgang war aber erst für morgen erlaubt. Unglaublich, nach mehr als 4 Wochen betraten wir wieder Land, in Argentinien. Leider konnten wir hier die Autoversicherung für Südamerika nicht abschließen. Dafür waren wir über eine Stunde im Internetcafé beschäftigt.

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Zu Mittag gab es in einem kleinen, netten Restaurant Typisches, „Empenadas“ kleine Küchlein mit verschiedener pikanter Füllung inklusive netter Unterhaltung mit dem Wirt, dessen Neffen und einem Gästepaar. Der Mann war Tangosänger, Zarate ist eine große Tangostadt. Er sang uns auf bitten ein Tangolied, voller Herzblut und phantastischer Stimme. Anschließend erfüllten wir uns noch einen lang ersehnten Wunsch. Wir gingen in eine Pastelleria, sprich Konditorei, und kauften uns leckere Süßis zum Kaffee und auch für die philippinische Crew einen Karton süßer Leckereien, für sie doch etwas Selteneres. Danach beendeten wir unseren Landgang. Unser Kaffee mit den argentinischen Süßis waren eine Sünde wert.
Der für uns ungewohnte und deshalb anstrengende Landgang forderte am Abend sein Recht, sehr früh gingen wir ins Bett.

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In der Nacht ließ uns dann so mancher Rumpler wach werden, da die Beladung des Schiffes ohne Pause bis zum Morgen weiter ging; ebenso den nächsten Tag bis kurz nach Mitternacht, Beim Frühstück am nächsten Morgen bekamen wir die Info, dass wir vor Montevideo nochmals „parken“ müssen, da frühestens am Sonntagnachmittag ein Liegeplatz frei wäre.
Uns wurde die Andeutung gemacht (auf Nachfrage), dass wir aber noch bis Montagmorgen an Bord bleiben könnten, da erst die Zollabfertigung gemacht werden müsse und es sehr früh (für uns) dunkel wird.
Das lang ersehnte Ende kam aber doch schnell und überraschend. Am Sonntag gegen 14:30 Uhr fuhren wir in den Hafen von Montevideo ein; 2 Bugsierer schoben uns breitseits an die Kaimauer. Um 15:15 Uhr war es geschafft. Nach fast 5 Wochen waren wir am Ziel!!

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Um so mehr erstaunt bzw. irritiert waren wir – wir genehmigten uns gerade einen Kaffee – als um 15:45 Uhr ein Offizier kam, uns unsere Pässe zurückgab und erklärte, dass wir um 16:00 Uhr, also in einer Viertel Stunde, das Schiff verlassen müssten! Wow, das war ein Schlag. Gott sei Dank hatten wir vorher schon bis auf ein paar Kleinigkeiten gepackt.
Das war wirklich keine Art und Weise mit Passagieren umzugehen. – Gut -.
Die anschließenden Zoll – und Einreiseformalitäten waren von einer Grimaldiangestellten sehr schnell und freundlich erledigt worden. So fuhren wir alle zusammen, 4 Fahrzeuge, bei beginnender Dunkelheit unserer ersten Übernachtung auf südamerikanischem Boden entgegen, nur ein kurzes Stück dem Meer entlang auf einen Parkplatz.
Noch ein Spaziergang zum Geld holen und Abend essen.
So endete der lange Trip in eine andere Welt?! Wir sind gespannt.
Asta luego, Friederike und Eckhard

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