E + F Neumann
Ushuaia

Zurück nach Puerto Natales. Auf dem Campingplatz trafen wir die beiden Schweizer von El Chalten wieder. Sie erzählten uns, dass sie per Last Minute auch eine Antarktistour buchen konnten. Wir hatten einen netten langen Abend miteinander.
Ja der Laptop machte mal wieder Sperenzchen, hat sich beim Runterladen von Videos aufgehängt und wollte einfach nicht mehr starten.
Jetzt fuhren wir weiter nach Punta Arenas, inklusive Windbegleitung. Die Landschaft: Pampa, kahl, teilweise aufgelockert durch Büsche, Hügel und Schafbesatz.
Unterwegs haben wir sogar noch mal die Schweizer getroffen, sie waren auf dem Weg nach Ushuaia zur Antarktistour.


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In Punta Arenas schon mal gleich einen Computergeschäft angesteuert. Die Reparatur würde 3 - 4 Tage dauern; wir haben keine andere Wahl. Im Hostal Independence haben wir gerade noch einen Stellplatz bekommen. Wir haben viel Zeit hier. Erst mal Wäsche wegbringen, im Fischmarkt essen gehen. Danach zum Friedhof. Er wird als zweifellos der Schönste und Interessanteste in ganz Chile beschrieben. Er wurde sogar zum Nationaldenkmal erklärt. Zypressen, säulenförmig geschnitten, säumen die Alleen, wo sich der verflossene Reichtum der Gründerzeit bewundern lässt.
Das haushohe Mausoleum aus schwarzem Marmor, von der reichsten Familie Braun Menendez, das andere für Jose Menendez mischt Barocke- und Jugendstilformen. Es sind aber auch Gräber hier, die zeigen, dass es nicht nur Reiche gab.

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In der Stadt gibt es neben zahlreichen Statuen namhafter Personen, z.B. Magellan auf der Plaza des Armes, auch noch das Stadtpalais und das Stadthaus der reichsten Familien, in denen z.B. das Regionalmuseum untergebracht ist. Das "Museo Salesiana", sehr empfohlen, zeigt Kultur, Geschichte und Natur Südpatagoniens. Manches wirkte ein wenig unorganisiert, hinterließ aber doch interessante Eindrücke, ebenso das Schiffs- und Navigationsmuseum.
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Die Uferpromenade war schön gestaltet, 8 km lang, mit Radwegen, Aussichtspunkten und einem Schiffsbug aus Beton. Eine Erinnerung an die früheren Seefahrer. Leider war es mal wieder sehr windig und lud uns nicht gerade zum Spaziergang ein.
Als spezielles Gericht wird hier Centolla hervorgehoben, es sind Königskrabben. Ja, die mussten wir doch probieren; sie schmeckten ganz gut.
Auffallend und nervtötend waren in Punta Arenas auch die vielen Taxen. Sie halten überall an, lassen ein- und aussteigen, wie es gerade passt, auch mal mitten auf der Straße. Es war angebracht, die rechte Spur zu meiden. Zuzüglich kam noch ein Streik, der für zusätzlichen Stau sorgte.

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Wir machten auch einen Ausflug Richtung Süden. Zu unserer Verwunderung war die Carreterra 9 an die Küste verlegt und durchweg asphaltiert.
An der Laguna Parrillar machten wir unseren ersten Stopp. Von hier bekommt Punta Arenas sein Trinkwasser. Die Laguna ist als NP klassifiziert, hat einen schönen Campground mit verschiedenen Tracks und ist auch zum Sportfischen erlaubt. Bedingt durch die schneebedeckten Berge ringsherum und den unangenehmen Wind war es doch sehr frisch, so machten wir nur ein paar Schritte am See entlang.
Die Landschaft auf der Fahrt zum See war sehr schön. Einige Estancias haben sich hier, windgeschützt, niedergelassen.
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Daraufhin fuhren wir weiter zum Puerto del Hambre. Unterwegs sahen wir Lamas auf der Koppel.
Piedro Sarmiento de Gamboa segelte mit 19 Schiffen aus Spanien mit ca. 3000 Personen los. Vier Schiffe mit 800 Personen kenterten unterwegs. Eine Epidemie forderte weitere 600 Tote. Mit 8 Schiffen erreichte er schließlich die östliche Einfahrt der Magellanstraße. Dort gründete er 1583 in der Bahia Posesion eine Kolonie, wenige Wochen später eine mit 300 Personen hier am Puerto del Hambre, nannte sie Cuidad Rey Don Filipe. Sie wurde aber schnell zum Hungerhafen, alle Kolonisten verhungerten. Ein Stück weiter gab es noch eine Festung: Fort Bulnes. Sie wurde aber schnell aufgegeben, es fehlte an Trinkwasser und Lebensmitteln. Sie wurde darauf hin nach Norden verlegt, dem heutigen Punta Arenas.
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Die Reparatur des Laptops dauerte doch länger und konnte leider nicht in der ursprünglichen Version hergestellt werden und alles nur in Spanisch. Wir müssen sehen, wie wir das wieder besser auf die Reihe bekommen. Wahrscheinlich hat uns das ein Virus eingebrockt.
Nach Auftanken von Wasser und Diesel machten wir uns auf die Weiterreise nach Puerto Delgado, dem Fährhafen auf die andere Seite der Insel von Feuerland. Die Landschaft hielt keine Überraschung bereit, Pampa und Schafe.

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In Puerto Delgado war die Fähre über die Magellanstraße zum Auffahren bereit, aber wir wurden um Starthilfe gebeten, was man nicht ablehnen sollte. Vielleicht braucht man ja auch mal wieder Hilfe. Also warteten wir auf die nächste. Es herrschte sehr starker Wind. Wir konnten beobachten, wie sich die Fähre gegen den Wind stellen musste, um den Anleger auf der anderen Seite anfahren zu können. Auf der Weiterfahrt stimmte Navi und Piste nicht überein, den anvisierten Standplatz fanden wir schließlich trotzdem, war uns aber zu windig. Weiter ging es daher bei heftigem Gegenwind. Schlussendlich fanden wir neben der Piste, etwas abgesenkt, einen Platz in der Hoffnung, dass der Wind nachlässt. Aber Petrus machte Nachtschicht, d. h. viel Lärm, Geschaukel und wenig Schlaf.
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Nach Porvenir fuhren wir mehr oder weniger im Regen, bevor uns die Sonne dort begrüßte. Selknam waren die hier lebenden Ureinwohner.
In der "I" hatten wir ein nettes, sehr informatives Gespräch. Leider konnten wir das freie Wifi hier nicht nutzen, also weiter zur Pinguinkolonie. Etwas aufgelockerte Pampa durch abwechslungsreiche Formgebung und Pistenführung; totale Schafgegend.
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Eigentlich wollten wir noch woanders übernachten, aber der Ranger der Pinguinkolonie ließ uns auf seinem Platz übernachten, windgeschützt! Wir konnten deshalb noch am Abend ganz allein und in Ruhe die Pinguine beobachten. Es ist hier die einzige Kolonie, ca. 80 Tiere, von Königspinguinen auf dem Festland in ganz Südamerika. Sie stehen am Ufer des Flusses und brüten im Frühsommer auf den Füssen ihre Eier aus.
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So ganz nebenbei besuchte uns ein Fuchs. Sie sind wohl an Touristen gewöhnt und warten auf Futter. Es wird aber ausdrücklich darauf hingewiesen, sie nicht zu füttern.
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An der Küste entlang fuhren wir bis Cameron, einer alten Schafstation von 1904, einzige Neuerung bis heute: Elektrische Schafscherung im Akkord. Weiter dann Richtung Lago Blanco. Vorbei am denkmalgeschützten englischen Goldschürfbagger, ebenfalls von 1904, bis ins Valle de dos Castores (Biebertal).

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Ihre Arbeit, Dämme und zwei Bauten konnten wir sehen, leider nicht die Baumeister.
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Bis zum Lago Blanco war es nicht mehr weit. Er soll der schönste See in Tierra del Fuego sein, im Hintergrund mit den Darwin-Kordilleren. Hier nächtigten wir auch.

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Die Fahrt heute war sehr schön obwohl Pampa. Totale Ebenen wechselten sich ab mit Hügeln, schneebedeckten Bergen, schmale sich windende Piste, bergauf und bergab, windgepeischte Bäume mit Misteln und Flechten behangen.
Schafe, Guanakos, Kondore, zwei Füchse und ein totes Schaf, an dem sich die Kara Karas sättigten.
Diese Landschaft änderte sich auch nicht nach dem schnellen und problemlosen Grenzübertritt wieder nach Argentinien in San Sebastian, diesmal ohne Lebensmittelkontrolle.
In Rio Grande, der Ölstadt (ringsherum wird Öl gefördert) hatten wir Wifi und konnten mal wieder einiges erledigen.
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Außerhalb, abseits der Ruta 3 übernachteten wir vor der Weiterfahrt nach Ushuaia. Diese Fahrt war gar nicht R 3-like. Sie war sehr abwechslungsreich mit Allem: Ebene, Berge, kahl und bewachsen, viele Bäume mit Flechten behangen, Flusstäler mit mäanderndem Fluß, dann der Lago Fagnano, 100 km lang, 10 km breit; im Hintergrund die beeindruckenden schneebedeckten Berge.

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Um 13:15 Uhr waren wir in Ushuaia, die südlichsten Stadt der Welt, al fin del Mundo (am Ende der Welt). In der "I" haben wir sämtliche Informationen bekommen, einschließlich des Stempels im Pass "Ende der Welt". Der Campinglatz lag etwas oberhalb der Stadt. Der beginnende Regen hat sich über Nacht in Schnee verwandelt. Am Morgen - 5 °C und 5 cm Neuschnee, wauw. Das erste Mal hatten wir in dieser Nacht die Heizung laufen lassen, was für eine gute Idee.

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Feuerland - Tierra del Fuego, warum dieser Name? Man dachte früher eher an sturmumtoste Inseln, an Kälte und ewige Finsternis. Auf der Suche nach einer Passage sah Magellan 1520 die Ufer von flackernden Feuern seltsam erhellt. Dies veranlasste ihn zu der Namensgebung: Tierra del Fuego (Feuerland).
Lange bevor die ersten Europäer kamen war der Archipel besiedelt. Schon vor 30 000 Jahren wanderten die ersten Menschen über die Beringstraße (Alaska) nach Amerika. Sie zogen langsam südwärts und erreichten vor 12 000 Jahren die Südspitze des Kontinents, wo sie als Jäger lebten. Erste menschliche Besiedlungsspuren auf Feuerland fand man ab ca. 10 400 vor Chr.
Die Gegend in Feuerland erinnert landschaftlich stark an Patagonien; weites Tafelland im Norden, im Süden die letzten Ausläufer der Kordilleren, die hier auch noch bis zu 2500 m hoch sind.
Feuerland wurde wohl erst vor 10 000 Jahren vom Festland getrennt, als Gletscher die Magellanstraße einschliffen. Auch die Beagle Straße war ursprünglich ein Gletschertal.
Ushuaia selbst ist bunt durch die teilweise alten Holzhäuschen und durch das touristische Treiben, wie wir es selbst auch erleben konnten beim Aufenthalt hier, vor unserer Antarktis Tour. Ushuaia ist u. a. Ausgangshafen für Kreuzfahrtschiffe in die Antarktis.

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Das Wetter hier ist sehr wechselhaft und schwer vorhersagbar. So wurde es wieder richtig kalt, als wir für ein paar Tage noch in den NP Tierra del Fugo fuhren.
Die Zaratiegui Bay war unser erster Stopp, wo uns doch bei einem kleinen Trail eine Schwarzspecht-Dame ihre Aufwartung machte.

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Die nächste Strecke führte entlang des Pipo River, wo auch teilweise der "Tren del Mundo" (Schmalspurbahn) fährt. Es ist eine äußerst Idyllische Landschaft mit Bach, Löwenzahnwiesen, im Hintergrund die Berge mit schneebedeckten Gipfeln und Campingplätzen, wo schon jede Menge Leute beim Grillen waren.
Das Wetter war allerdings für diese Aktivität nicht so passend, fanden wir jedenfalls.

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Weiter nun zum Ende der Ruta 3, gekennzeichnet durch entsprechende Schilder. Nach einem kurzen Spaziergang fing es an zu regnen. Hier standen wir über Nacht und konnten beobachten, dass bis spät in die Nacht hinein noch viele Besucher kamen, sich neben den Schildern fotografierten und schwups wieder weg waren.
Auch ein Fuchs drehte immer wieder seine Runden um etwas Fressbares zu erhaschen, vergeblich, es herrscht Futterverbot.

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Bei doch recht frischen Wasser- und Lufttemperaturen waren viele Kanuten unterwegs.
Die trockenen Schuhe warteten aufgereiht am Auto.

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Die Gänse hier, meist Kelbgänse, lässt er links liegen. Auch die herrlichen bunten Ibisse sind begehrte Fotoobjekte. Ja, das Wetter im Park war nicht optimal. Für kurze Spaziergänge reichte es.
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Die Laguna Negra liegt in einer reizvollen Torflandschaft.
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Auf einer anderen Tour mit Aussicht auf die große Lapataia Bucht sahen wir sogar eine "Dog Orchid" und einen alten, großen Lengabaum.

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Den richtigen Zeitpunkt erwischten wir, als wir zu den Bibern gingen, durch eine wilde urwüchsige Flusslandschaft. Wir konnten dann zwar den großen Biberstaudamm bestaunen, leider waren sie selbst nicht zu sehen. Auf dem Rückweg entdeckte ich auf dem Waldboden die Mata Negra, eine kleine hier heimische Blume.
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Ab jetzt war Schluss mit Lustig; heftiger Schneefall folgte. So besuchten wir ein Visitorcentre im Park. Interessant gestaltet informierte es über Feuerland, Menschen, Fauna und Flora, von Früher bis Heute. Ja, es schneite weiter, quer, nicht von oben nach unten, sondern von rechts nach links, angetrieben durch die Feuerland-Windmaschine. Am Pipo River übernachteten wir. Negativ-Highlight am Abend: Batterie leer, die Sonne hat einfach in den letzten Tagen gefehlt. Die sonst funktionierende Wiederinbetriebnahme der Batterie gelang einfach nicht, irgendwo war der Wurm drin und bei uns etwas kühl.
Morgen vielleicht Sonne? Von wegen, es liegen statt dessen 8 - 10 cm Neuschnee und das bei beginnendem Sommer. Eine herrliche Schneelandschaft, aber ... Und immer noch schneite es weiter..

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Zum Frühstück lassen wir den Motor laufen, um es ein bisschen warm zu haben. Dann fahren wir zurück nach Ushuaia und suchen nach einem Elektriker. Auf die Schnelle konnte es nicht behoben werden. Letztendlich fand Eckhard noch den Fehlerteufel - eine durchgebrannte Sicherung.
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Jetzt konnten wir mit den Vorbereitungen auf unsere gespannt erwartete Antarktistour beginnen. Die La FRAM konnten wir schon mal kurz im Hafen sehen.


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