E + F Neumann
Alice-Springs




Nun sind im Herzen von Australien, mitten im Outback, alle Strände sind gleich weit entfernt (Darwin z. B. 1500 km). Auf der zweiten Karte kann man unsere Routen um Alice Springs nachvollziehen.
Alice Springs, gegründet in den 1800ern, eröffnete den Weg ins Innere Australiens; umgeben von einem Meer von rotem Sand, von der Größe Europas. Sie ist noch geprägt von dem Pioniercharakter der legendären Entdecker, z. B. wie John Mc Donall Stuart, vieler Interessenten, Miners, Viehtreiber, Viehbesitzer und Pionierfrauen, die hier ihr Glück gesucht haben.
Diese Charaktere brachten Erfindergeist und Scharfsinn in das Herz von Australien. Das war z. B. die Installation der Overland Telegraph Linie, die das Inland Australiens zur Welt öffnete, die Errichtung der "Old Ghan Railway", der Welt erster motorisierter Roadtrain und schließlich der Royal Flying Doktor Service, die erste medizinische Versorgung aus der Luft. Und dieser Geist lebt heute noch weiter in den Menschen hier, was in den vielen Events und Erlebnismöglichkeiten und Angeboten zu sehen ist.
Hier machen wir erst mal drei Tage halt. Schreiben, Ersatzteile bestellen, diverse Post erledigen. In der "i" holen wir uns detaillierte Infos für die nähere Umgebung. Da hören wir allerdings schon, dass alle Pisten in der Mc Donnell Ranges gesperrt sind - super, aber wir können ja noch ein wenig warten.


Bild
Bild

So nebenbei bekommen wir noch Kontakt zu einem französischen Pärchen, die auch für ein Jahr Australien bereisen mit "Travel and Work".
Am Anfang besorgten wir uns auch gleich das Permit zum Uluru und für den Mereenie Loop, hatten wir doch die Hoffnung, dass die Piste geöffnet wird.
Nach dem anschließenden Einkauf bot sich uns ein seltsames Schauspiel. Die Luft um Alice Springs hat sich in rostroten Staub verwandelt. Sie stieg immer höher und sah ganz bedrohlich aus. Doch es dauerte noch bis 21:00 Uhr, bis alles mit Starkregen und Gewitter niederging. Regen, zwei mal innerhalb einer Woche, für die Wüste hier doch sehr ungewöhnlich. Das Wetter war die Tage hier sehr regnerisch, was zwar unseren Schreibarbeiten zu Gute kam, aber schlecht für die Pisten war, die jetzt auf jeden Fall für längere Zeit gesperrt wurden.
Bild

Bild
Bild

Nach einem Museumsbesuch gleich über die Straße stand sogar unser WoMo im Wasser, so dass wir auch noch den Platz wechseln mussten.
Unser Besuch im Desert Park war sehr informativ. Es gab dort eine selbst geführte Tour mit Erklärungen zu den einzelnen Landschaftsformen und Pflanzen, ebenso zu den großen Gehegen für diverse Tiere, speziell auch Vögel, mit entsprechender Erklärung zur Lebensweise und Nahrung. Wir erfuhren auch, dass die Wüste viele Gesichter hat und sich sehr schnell verändern kann. Es gibt hier unter der Erde sehr viel Wasser, zu sehen an den vielen Büschen und Bäumen. Außerdem gab es noch spezielle Führungen, z. B. ins Nachthaus, zu medizinischen Pflanzen und deren Verwendung von Aborigines, so zu sagen die Naturapotheke.
Bild

Bild
Bild

Bild
Für den Abend hatten wir uns für eine "Red Center Dreaming Dinner und Show" angemeldet. Vor der Show hatten wir noch etwas Zeit. So führte uns ein Angestellter noch an den Hang. Es dauerte nicht lange, bis die Wallaby´s den Hang heruntergehüpft kamen und sich von uns füttern ließen.
Das Beste an der Show war das Essen. Die Tanzvorführungen und die Erläuterungen zu Tänzen und verschiedenen Gebrauchsgegenständen der Aborigines hatten mit ihrer Kultur in unseren Augen nicht viele Gemeinsamkeiten.

Bild
Bild

Bild
Bild

Auf dem Weg zu diesem Event mussten wir auch Umleitung fahren, der Todd River hatte innerhalb zweier Wochen schon drei Mal Wasser. So ist in einem Monat die Hälfte der Jahresniederschlagsmenge gefallen - wir haben es hautnah miterlebt - einfach toll!!!?
Hinweis laut Einheimischer: wer den Todd River drei Mal mit Wasser gesehen hat, kann nur ein Einheimischer sein!
Bild

Bild
Jetzt wollten wir mal wieder los. Der Wetterbericht war gut. Doch erst machten wir noch einen Besuch in der "School of the Air", - sehr informativ. Ein Film zeigt die Entwicklung von 1951 bis heute. Früher nur über Funk möglich werden heute die neuesten technischen Möglichkeiten, mit E-Mail via Satellit verwendet. Ein Platz kostet zwischen 10- bis 12000 Aus$, was der Staat bezahlt. Die Eltern zahlen im Jahr einen Beitrag von 800 $. Alle zwei Wochen werden per Flug Arbeitsmappen verschickt, zur Kontrolle und gleichzeitig neue Anweisungsblätter für Eltern oder Tudor (Hilfslehrer vor Ort). Während der Woche gibt es vier mal vierzig Minuten Lifeunterricht am Bilderschirm via Internet. Drei Mal im Jahr treffen sich alle Schüler und Eltern zu einem großen gemeinsamen Fest, für die Schüler eine Möglichkeit, Erfahrungen in einer Stadt zu machen. Manche wohnen bis zu 900 km weit weg.

Bild
Bild

Bild
Danach fuhren wir der West Mc Donnell Ranges entgegen. Sie steigt dramatisch vom Central Australischen Wüstenboden auf und erstreckt sich von Ost nach West 400 km auf jede Seite von Alice Springs. Sie ist zwischen 310 und 340 Mill. Jahre alt. Es war das Ergebnis einer massiven Erdbewegung in fast ganz Central Australien, wo auch zwei andere australische Ikonen entstanden: Der Ayers Rock bzw. Uluru und die Olgas bzw. Kata Tjuta.
Die Aborigines haben hierfür eine andere Erklärung. Der Yeperenye Traum erzählt die Geschichte eines geistigen Vorfahren in Form einer riesigen Caterpillar (Schlange), die sich durch Alice Springs bewegt hat und die Landschaft und die Mc Donnell Ranges geformt hat. Die Ranges war einst über 300 m hoch bevor sich das Klima änderte und die Erosion großartige Klüfte, Schluchten, Wasserlöcher und Spalten formte.

Bild
Bild

Bild
Bild

Die Landschaft ist sehr interessant durch diese alten Gesteinsformen, in Abwechslung mit Bäumen, viele davon ange- oder verbrannt, und noch jede Menge "Floodways", Wasserpassagen über die Straße. Unser erster Halt war die "Chasm Schlucht", nur 8 m breit mit kathedralhohen Steilwänden, die Schlucht dort war noch geflutet.
Bild

Bild
Bild

Bild
Ein Stückchen weiter, am "Ellery Creek Big Hole" einem Wasserloch sogar zum Baden, fanden wir ein herrliches Übernachtungsplätzchen. Hier gesellten wir uns zu einem australischen Paar. Immer wieder fasziniert uns der Sternenhimmel.

Bild
Bild

Als nächstes folgt die "Serpentine Gorge", wo wir neben der Schluchtbesichtigung noch einen recht hohen "Lookout" erkletterten, der uns aber mit einem fantastischen Ringsumblick belohnte.
Bild

Bild
Bild

"Ochre Pits", der nächste Punkt ist ein Platz, den Aborigines seit tausenden von Jahren als Mine für farbige Erde benutzen. Diese verschiedensten Farben werden zur Körperbemalung für Feste und Zeremonien verwendet. Dies ist ein geheiligter Ort, den nur Männer betreten dürfen, mit deren Zustimmung aber auch Frauen diese Erde zur eigenen Bemalung nutzen können.
Bild

Bild
In Glen Helen, am Ende der geteerten Straße, blieben wir über Nacht. Alles, was über die Pisten weitergehen sollte - Palm Valley, Finke George NP, Kings Canyon - war immer noch gesperrt. Am Abend gab es dort schöne Livemusik.
So blieb uns jetzt wieder nur der Rückweg nach Alice Springs.
Dort haben wir ein wenig Weihnachtsdeko gekauft. Advent ist nahe. Wetter hin, Wetter her, wir fahren Richtung Norden zu den "Devil´s Marbles", ca. 400 km.

Bild
Bild

Nach einer Übernachtung beim Wycliff Roadhouse, wo angeblich schon mal Ufo´s gelandet sind, erreichen wir dann die "Devil´s Marbles". Sie sind eine Ansammlung riesiger, runder Granitkugeln, zum Teil von über 6 m Durchmesser. Es sind keine Murmeln des Teufels. Über ihre Entstehung gibt es zwei Versionen.
Erstens: Durch Verwitterung in Jahrmillionen entstanden die heutigen Formationen; dieser Prozess geht aber immer noch weiter.
Zweitens: Nach dem Glauben der hier lebenden Aborigines sind diese runden Steine, die sie Karlukarla nennen, die Eier der heiligen Regenbogenschlange.
Jeder kann sich die für ihn passende Version heraussuchen. Es ist sehr heiß, doch der Rundgang außergewöhnlich und faszinierend.
Bild

Bild
Bild

Bild
Für unsere Rückfahrt wählen wir uns eine andere Route, mal wieder Piste. Wir sollten zwar erst auf der Polizeistation in Ali Curung Routeninfo´s einholen - es war aber Sonntag und die Station geschlossen. So nahmen wir für den Beginn eine Ausweichroute um das geschlossene Aboriginesdorf. Unterwegs suchten wir uns für die Nacht ein verstecktes Plätzchen, nicht einmal der Wind fand uns. So war es gut warm im Auto. Am nächsten morgen gegen 5:30 Uhr, nach längerem Überlegen, stand Eckhard auf, um doch noch nach dem wunderschön singenden Vogel Ausschau zu halten, den er schon immer mal filmen wollte. Statt dem Vogel sah er einen pechschwarzen Himmel, und Blitze kündigten nichts Gutes an. Ich auch raus aus der Kiste, in die Klamotten und ohne Frühstück nichts wie weg. Wir standen hier mitten im Nirgendwo, mussten erst wieder zur Piste zurück und hatten dann noch 250 km zu fahren. Es gab also kein Aufschub. Wir hatten aber Glück, der meiste Regen ging noch an uns vorüber. Da, wo er auf die Piste traf, wurde es auch gleich etwas glatt. Nach ca. 2 Std. Fahrt und guter Wetteraussicht, trauten wir uns endlich unser Frühstück nachzuholen. Die Temperatur war schon auf 30 Grad angestiegen. Seltsamerweise war uns schon gestern und vorgestern Abend ein großes Wetterleuchten aufgefallen, aber so richtig als solches konnten wir es nicht definieren. Die weitere Fahrt nach Alice Springs verlief ohne Besonderheit. Wieder in der Stadt mussten wir erstmal in die Werkstatt; denn die Blinker hatten ihren Geist aufgegeben.

Bild
Bild

Bild
Bild

Wettermäßig mussten wir uns wieder jeden Nachmittag auf Regen und Gewitter einstellen. Meine Wäsche wurde sogar zweimal auf der Leine gespült, trocknete aber doch noch bis zum Abend.
Am nächsten Tag - die Pisten in der West Mac Donnell Ranges waren immer noch gesperrt und eigentlich keine Aussicht auf Öffnung - steuerten wir die Ost Mac Donnell Ranges an. Noch auf dem Hwy überquerten wir den Wendekreis des Widders. Kurz danach nahmen wir den "Arltunga Touristik Drive", eine recht gut befahrbare Piste, obwohl die Untergrundbeschaffenheit sehr unterschiedlich war. Die Strecke, kurvenreich, abwechslungsreich in der Landschaft und ... wieder Wasserdurchfahrten.
Bild

Bild
Bild

In Arltunga stehen wir ganz alleine. Die Fliegenplage ist unerträglich und die Hitze bei geschlossenem Fenster im WoMo nicht auszuhalten - also einzige Lösung: Früh ins Bett, hoffentlich können wir schlafen. Na ja, um 8:00 Uhr am nächsten Morgen waren wir schon im Visitor Center.
Bild

Bild
Bild

Bild
Arltunga ist das Gebiet in Central Australien mit den ersten bedeutenden Goldfunden 1887. Zu dieser Zeit war Alice Springs nur ein wenig mehr als ein Außenposten zur einfachsten Versorgung. Jetzt ist Arltunga eine Minengeisterstadt mit einem interessanten Rundgang entlang restlicher Minen, Camps und Steingebäuden. Im "i" sahen wir vorher einen beeindruckenden Film, der diese Zeit außerordentlich gut darstellte, wie die "Miner" mit Schubkarren erst mal bis zu 600 km weit hier her gekommen und von einem meist sehr entbehrungsreichen, kargen Leben, das die "Glücksritter" führten. Hervorzuheben ist die herrliche Lage der ehemaligen Stadt, die aber wohl die Miner damals nicht so sehr genießen konnten wie wir.

Bild
Bild

Bild
Dann war aber wirklich off-road angesagt, nach Ruby Gap. Dort fand im März 1868 der Entdecker David Lindsay im Bett des Hale River Rubine, wie er glaubte. Es waren aber leider nur wertlose Steine und der Ruby Boom war schnell vorbei. Der eigentliche Schatz hier ist die raue, aber landschaftlich reizvolle Szenerie.

Bild
Bild

Bild
Ich musste das auch mal lernen. Am Anfang war alles noch ganz moderat, dann kamen Flussdurchquerungen, schmale Stellen mit Ausspülungen, Umleitungen; manches schaffte ich nur mit großer Anspannung, aber es klappte und ich war happy. Doch irgendwann beschlossen wir umzukehren. Trotzdem war es eine schöne Fahrt mit unheimlich beeindruckender, abwechselnder Kulisse.

Bild
Bild

Bild
Einen Abstecher machten wir noch in die N´Dhala Gorge. Auch dieser Part gehörte zum off-road. Eckhard musste diverse Bäume aus dem Weg räumen, einmal musste er sogar sägen. Dann gab es immer wieder Umleitungen und steile Flussabfahrten, aber alles klappte wunderbar.

Bild
Bild

Bild
In der Gorge gab es Felsgravuren und Malereien der Aborigines, die auf über 6000 Jahre geschätzt sind. Leider konnten wir nicht alle begehen, da auch hier starken Regenfälle den Weg unpassierbar machten.

Bild
Bild

Bild
Als Übernachtungsplatz haben wir den Trephina Gorge NP ausgesucht. Ein sehr schön eingerichteter Platz, den wir uns nur mit den Fliegen teilen mussten. Sogar der Wind zog sich zurück. Es war ein wunderbarer Tag mit herrlichen Eindrücken und Erfahrungen; so auch die, dass die Ost Mac Donnell Ranges für uns reizvoller waren als die West Mac Donnell Ranges, da wir hier auch wieder die landschaftlich schöneren Strecken auf den Pisten befahren konnten.

Bild
Bild

Bevor wir am nächsten Tag weiterfuhren, machten wir erst noch einen Trail in die Gorge und über den Felspfad wieder zurück. Und wieder mal faszinieren uns die gewaltigen roten Eukalypthen, die entlang der Flusstäler stehen.
Bild

Bild
Bild

Bild
Der nächste Stopp war am "Corroboree Rock", ungefähr 100 Mill. Jahre alt. Es ist ein geheiligter Platz der Arrente Aborigines, der auch heute noch für sie bedeutungsvoll ist. Ebenso wie Jessi- und Emily Gap sind sie alle mit einbezogen in die Dreamtime Stories.

Bild
Bild

Bild
Am Nachmittag erreichten wir wieder Alice Springs. Unerwarteter Weise war unser Paket mit dem Luftbalg schon angekommen. Nach Einkauf von Weihnachtsgebäck, denn schließlich ist übermorgen der erste Advent, und Sekt im Liquerstore, für unser 30jähriges Jubiläum, 4gönnten wir uns noch einen Cappuccino. Ein Besuch auf dem "Anzac-Hill", ein Memoryal für Kriegsgefallene und Aussichtspunkt über Alice Springs, rundete den Tag ab.

Bild


Nach einem Schreib- und Reparaturtag genießen wir den ersten Advent, ohne unsere schöne Deko und bei 30 Grad C. Am Nachmittag war Pooltime angesagt. Ach ja, unsere Treppe hat am Abend dann den Geist aufgegeben. Nach dem Saubermachen ließ sie sich nicht mehr einfahren. Auch der gute Kontaktspray des Nachbarn half nichts. Der Autoelektriker konnte es auch nicht richten.


nach oben