E + F Neumann
Coober Pedy

Von nun an ging es weiter in Richtung Süden. In Norseman machten wir Mittagspause. Es ist eine historische Goldminenstadt, einst zweitreichste Stadt in Westaustralien. Sie ist auch Westaustraliens Tor zur "Nullabor". Später mehr dazu.


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Auffallend waren am Stadteingang die Kamele mit der Statue und dem Pferd, das die Goldfunde einst auftat. Auf uns wirkte alles eher verlassen und verschlafen. Ein Blickfang waren allerdings die schönen Blumen am Wegesrand.
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Bestimmten erst noch Eukalypten das Landschaftsbild, so wurde es später durch den Weizengürtel abgelöst; und durch den Regen, der lange und teils kräftig anhielt. Wasser lief überall und überflutete viel Land ringsumher. Die Salzseen, einige an der Zahl, waren noch alle ausgetrocknet. Auf einem werden sogar Rennen auf "Dreiradseglern" ausgetragen.
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Am späten Nachmittag erreichten wir mit Esperance wieder das Meer. Nach kurzer Info und Fischeinkauf, fuhren wir zum Übernachten in den "Cape Le Grand" NP. Das Wasser war wunderbar türkisblau, aber ein kalter Wind ließ uns den Anblick nicht lange genießen. Am nächsten Morgen sah das Wetter etwas besser aus. Tja, wenn wir heute morgen schon gewußt hätten, was uns heute noch alles erwartet...

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Wir fuhren nochmal nach Esperance zurück. Esperance wird als Westaustralische "Côte d´Azur" bezeichnet. Es gibt Strände en masse. Einige der schönsten des Landes, mit schneeweißem Sand und grün bis dunkelblau schimmernden Wasser, reihen sich entlang der Twilight Beach Road wie Perlen aneinander. Auf dem 40 km langen "Great Ocean Drive" war alles wunderbar, wenn man im Auto blieb; ansonsten zottelte der Wind kräftig an einem herum. Bemerkenswert schön war auch die Strand-Landschaft, z. B. mit viel großem lila Erika bewachsen. Vor der Küste bieten die 100 Inselchen des "Archipelago of the Recherche" Pinguinen. Seelöwen und Delphinen eine Heimat. Zum Ende der Rundfahrt kauften wir noch einmal herrlichen, fangfrischen Fisch.
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Derart gesattelt starteten wir am späteren Nachmittag Richtung Norden, nach Balladonia am Eyre Hwy, auf einer über 200 km langen, eigentlich gut befahrbaren Piste. Doch bald gesellte sich der Regen wieder zu uns. Nach anhaltendem und auch stärker werdendem Regen, wird die Piste zusehends matschiger, die Pfützen werden größer, bald bedecken kleine Seen die Piste und Wasserdurchfahrten bis zu 100 m sind keine Seltenheit mehr. Ist man in ein „Loch“ gefallen, dann spritze das Wasser bis über die Windschutzscheibe und der Wischer hatte richtig Arbeit. Wir kommen nur langsam voran und es wird dunkel. Auch der Regen hört einfach nicht auf. Wir fahren aber weiter, weil wir befürchten, dass die Piste über Nacht unbefahrbar wird und wir den nicht mehr weit entfernten Hwy erreichen.
Es war schon nervig, aber der Toyo lief wie ein Uhrwerk, auch wenn zwischendurch das Licht durch hochspritzendes Wasser dunkel wurde. Das war allerdings kein Problem, da wir die Piste für uns allein hatten. Auf den 200 km kam uns nur ein Auto entgegen.
Endlich gegen 20:30 Uhr ereichten wir den Eyre Hwy und damit wieder festen Boden unter den Rädern.

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Den vorher ausgeguckten Standplatz konnten wir nicht finden. Nach ca. 30 weiteren Km fuhren wir auf einen Parkplatz neben der Straße. Es war mittlerweile 21:00 Uhr und es reichte uns; außerdem ist es gefährlich nachts zu fahren, wegen der Tiere, was an den am Straßenrand liegenden toten Kängurus nicht zu übersehen ist. Kurz noch einen Happen, der 1. nach 12:00 Uhr Mittags und dann in die "Kiste". Über Nacht gesellte sich auf dem Parkplatz noch ein Roadtrain dazu.
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Am nächsten Morgen schien sogar die Sonne. Nach dem Frühstück haben wir erst mal unser Auto inspiziert. Vorn war es ziemlich sauber, kein Kunststück bei der ständigen Dusche von unten, die teilweise bis übers Dach spritze. Aber die Trittbretter, die Kisten, die Treppe - alles hoch mit angetrocknetem Schlamm verkrustet. Um die Trittbretter und Treppe wieder benutzen zu können, mussten wir sie mittels Stock erst mal wieder einigermaßen frei kratzen. Auch das Küchenfenster hinten war nicht mehr als solches zu erkennen.
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Nach diesen Arbeiten ging es weiter auf der längsten geraden Autostraße in Australien, 146,6 km lang, der Wahnsinn - autopilotreif, ging aber bei uns nicht. Die Umgebung abwechselnd von Baum- über Buschland bis fast zur Steppe. An unserem Stellplatz sprachen wir mit Leuten, die perplex waren, ob des vielen Regens hier, das ist ganz und gar unnormal. Es ist außerdem mit nur 14 Grad C, um 22:00 Uhr, noch ganz schön frisch und windig.
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Am nächsten Tag machten wir und auf zum "Eyre Bird Observatory" (Vogelstation). Zum ersten Mal durfte unser Toyo hier seine 4x4 Tauglichkeit auf einer engen und kurvenreichen Sandpiste durch den Wald unter Beweis stellen. Klaglos und ohne Schwierigkeiten meisterte er die Strecke.
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Das Observatorium, einst eine wichtige Telegraphenstation, wird von fast ehrenamtlichen Personen geführt. Vogelbeobachtung, Wetterstation mit dreimal täglicher Datenübermittlung und außerdem Übernachtungsmöglichkeit mit Verpflegung der Gäste. Wir wurden sehr freundlich mit Kaffee und viel Informationen empfangen. Hier trafen wir auch ein junges australisches Paar mit ihrer kleinen Tochter. Sie hatten uns schon im Cape Le Grand NP gesehen. Sie hatten am gleichen Tag wie wir die aufgeweichte Regenpiste bewältig, waren aber etwas früher unterwegs.
Wir trafen sie noch ein paar Mal unterwegs.

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Nach dem Mittagessen machten wir drei Touren, leider waren wenig Vögel zu sehen. Das Wetter und der Ausblick waren aber sehr schön. Bevor wir weiterfuhren, fand noch eine Hausbesichtigung bzw. Besichtigung unseres WoMo´s statt. Das Erstaunen allerseits war groß. Nach einer Übernachtung im NP führte uns die Reise weiter ins "Nullabor".
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Hier haben wir die baumlose Ebene oder "nullus arbor" erreicht. Einst Teil des Ozeangrundes, ist sie der Welt größtes, flachstes Stück von "Limestone", die ungefähr ein Gebiet von 2 000 km2 bedeckt und bis zu 300 m dick ist. Die Plain ist umrahmt von der "Great Victoria Desert", der "Great Austr. Bight" des Southern Ocean und der herrlichen Eyre Peninsula in Südaustralien.

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Das Wetter war wieder mal sehr wechselhaft und windig. Besonders auffallend sind die am Straßenrand des Eyre Hwy entlang liegenden überfahrenen Kängurus in allen Verwesungsstadien. Einmal stolzierte sogar ein Emu vor uns über den Hwy.
Auf dem Mandura Pass oben hatten wir einen super Ausblick in die Roe Plains, in der Mitte von Perth und Adelaide gelegen, eine endlos wirkende Ebene mit viel Buschwerk und Bäumen.
Ein leichtes, immer stärker werdendes Brummen ließ die Schwerstarbeit der sich dem Pass herannahenden Road Trains erahnen. Und weiter ging die Fahrt, meist gerade aus, auch gegen den starken Wind; zunächst bis Eucla, einer alten Telegraphenstation.

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20 km weiter war die Grenze zwischen West- und Südaustralien und gleichzeitig auch die Quarantänestation von SA nach WA, d. h. kein Obst, Gemüse, Samen sowie Pflanzen dürfen eingeführt werden.

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Inzwischen war blauer Himmel und wir kamen gerade noch zurecht, um die "Bundacliffs" zu fotografieren. Hier fällt die Küste 90 m in den oft donnernden Southern Ocean. Leider verhinderten aufziehende Wolken einen schönen Sonnenuntergang.

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Am nächsten Morgen sahen die "Bundacliffs" in der Morgensonne richtig nahe aus. Während sie am Abend zuvor bei diesigem Licht ganz weit weg erschienen. Die Nacht war ziemlich unruhig, der Wind hat ganz schön um uns herum gepfiffen.
Heute mussten wir uns um die richtige Zeit kümmern. Es besteht zu unserer jetzigen Zeit eine Differenz von plus 1 1/2 Std.
Gut, dass wir sehr heute sehr früh aufgestanden sind.
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Unser Weg geht weiter Richtung Ceduna. Es ist sehr schwül, und die dunklen Wolken kommen immer näher. In "Head of the Bight" (an der Küste) haben wir das australische Paar wieder getroffen. Hier in der Bucht ist eine Walbeobachtung möglich, aber die Zeit dazu ist gerade vorbei. Auf dem Weg zum Ozean runter, hat uns der Wind schon den Dünensand überall hingeweht, so dass wir da unten nicht so lange bleiben wollten. Die Sonne stach unerbittlich. Zurück also zum Auto, noch einen Imbiss und ... plötzlich fing es zu hageln, fürchterlich zu regnen und zu gewittern an. Von zwei Seiten wurden wir eingekreist.

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So verabschiedeten wir uns von den Beiden und fuhren weiter. Bis Ceduna schüttete es teilweise sehr stark, und das Gewitter war auch nicht ohne. Wir waren froh, auf der Straße und nicht auf der Piste zu sein, sonst ... oh je, wie vor drei Tagen. Aber unser WoMo bekam auf diese Weise eine super Wäsche von oben bis unten. Am Schönsten war die gründliche und kostenlose Unterbodenwäsche, ersparte sie uns doch viel Arbeit. Unser WoMo war fast nicht mehr wieder zu erkennen.

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In Ceduna war Quarantänestation für uns - kein Obst und Gemüse, Pflanzen und Samen dürfen von West- nach Südaustralien eingeführt werden. ES ging ganz schnell, nur ein kurzer Blick in den Kühlschrank, wir waren ja gut vorbereitet.
Hier in Ceduna wollten wir zwei bis drei Tage bleiben. Es war Wäsche waschen und schreiben angesagt. Im "i" besorgen wir uns Info´s über Wetter und Pistenverhältnisse bis Coober Pedy.
Hier hatten wir besonders große Schwierigkeiten ins Internet zu kommen - weiß der Geier warum!
Auf ein heftiges Gewitter folgte ein irres Abendrot, ein unglaublicher Sternenhimmel und eine Schüttelnacht.

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Nach einem weiteren Tag verließen wir Ceduna, um ins Herz des Outbacks zu fahren. In Wirrulla, in dem einzigen, aber Allroundshop, fragten wir nach Wetter und Straßenkonditionen, da wir ab jetzt auf der Piste weiterfahren wollen. Wir konnten uns beruhigt auf den Weg machen, trotz teilweise stark bewölkten Himmels.

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Auf der Strecke nach Kingoonya, ca. 285 km Piste, waren nur noch zwei Autos unterwegs; die Piste war in einem recht guten Zustand.
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Die Landschaft und Vegetation wechselte von Weizenfeldern bis Steppe, zwischendurch sehr unterschiedliche Grüntöne bei Büschen und Bäumen. Auch große Salzseen reihten sich entlang der Piste.

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In Kingoonya, das an der Eisenbahnstrecke liegt, und frührer ein wichtiger Knotenpunkt war, machten wir Halt in einem Pub. Es entsprach aber leider nicht unserer Vorstellung; es waren nur ein paar Stammgäste da, mit denen wir aber nicht ins Gespräch kommen konnten. Aber Eckhard konnte wenigstens noch seinen überdimensional langen Güterzug filmen.

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Ab dem Stuart Hwy wurde die Landschaft immer steppenhafter, nur noch kleine Gräser, schwarzrote Erde, wie verbrannt, entlang am Aborigine Gebiet. 83 Km vor Coober Pedy übernachteten wir auf einem 24 Std. Stellplatz. Nach einem frischen morgen mit 14 Grad C, kamen wir dann kurz vor Mittag in Coober Pedy an. Auch hier wollten wir zwei bis drei Tage bleiben.

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Vor ungefähr 150 Mill. Jahren war die Gegend um Coober Pedy ein Ozean. Durch Rückgang des Meeres und den sich anschließenden Klimaveränderungen wurden die Silikatvorkommen in Höhlen verworfen, gebrochen und am Grund abgelegt. Jetzt, Mill. Jahre später haben sich die Silikatlösungen in Opale verwandelt.
Für tausende von Jahren durchwanderten Aborigines dieses Gebiet, sozusagen als Nomaden auf dauernder Suche nach Nahrung und Wasser.

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Coober Pedy war zunächst als Stuart Range Opal Field bekannt, benannt nach John Mc Douall Stuart,der 1858 als erster Europäer dieses Gebiet erforscht hat. 1920 wurde es in Coober Pedy zurück benannt, nach den Aboriginal Words "Kupa piti", was heißt "white man in an hole" (weißer Mann in einem Loch).
Die Entdeckung des Opals geschah 1915, als drei Männer und ein Junge aus New Colorado auf erfolgloser Goldsuche, im Süden von Coober Pedy waren. Wiliam (14 Jahre alt) war auf Wassersuche und fand dabei ein Stück Opal an der Oberfläche. Der Run begann. Doch die Lebensbedingungen waren sehr hart. Wasser und Verpflegung mussten aus großer Entfernung herangekarrt werden.

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Gegen die Hitze wurde eine einzigartige Methode entwickelt: Leben im Untergrund in "dugouts". Dies wurde bis heute beibehalten. Natürlich hat sich die Qualität der "Undergroundhouses" sehr stark verbessert. Wir konnten beides sehen.
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Auch wir tauschten unser WoMo für eine Nacht mit einem Undergroundhotel, das muss man einfach erlebt einmal haben. Dort herrscht das ganze Jahr die gleich Temperatur, bei Tag und Nacht. Mir aber würde das Sonnenlicht, wenigstens teilweise, in der Wohnung fehlen, aber hier genießen viele Menschen diese Möglichkeit des Underground-Livings. Es war auf jeden Fall ein besonderes Erlebnis.
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Während der großen Depression, in den späten 1930/40ern fiel der Opalpreis und die Produktion kam zum Stillstand.
Als 1946 eine Aboriginalfrau, Totti Bryant, einen sensationellen Fund bei Eight Mile machte, begann erneut der Run auf die Minen. Heute wird hier der meiste Opal gefunden und hat Coober Pedy zur modernen Opalwelthauptstadt gemacht.
Nach den Infos im Visitor Center gingen wir gleich mal ins "Umoona" Opal Mine Museum. Es befindet sich auch im Untergrund. Mittels Film und Besichtigung einer Mine, sowie eines "Dugouts" bekamen wir einen guten Einblick in das Miner-Leben.
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Noch eindrücklicher und ganz hautnah konnten wir das Leben und die harte Arbeit in der "Old Timers Mine" nacherleben, eine ursprüngliche Opalgrube, die 1916 gegraben wurde. Die Pioniergrubenarbeiter hatten die Schächte zugeschüttet und somit die Grube versteckt, kamen aber nie zur Ausgrabung zurück. Erst 1968 wurde sie wieder entdeckt, bei der Erweiterung dieser unterirdischen Wohnung. Der Wertvolle Opal ist noch heute zu sehen.
Die Maschinen aus der damaligen Zeit sind noch funktionsfähig, was bei einer erklärenden Vorführung demonstriert wurde.

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Der nächste Tag führte uns erst mal zum "Big Winch", der durch einen Zyklon zerstört wurde. Von dort aus hatten wir eine 360 Grad Rundblick um Coober Pedy.

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Nicht weit daneben war die Catacomb-Church, ebenfalls im Untergrund. Stadtauswärts ging es erst mal an vielen "Sandtürmen" vorbei, im Umkreis von 40 km wird fleißig gebuddelt.

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Wir steuerten eine andere Attraktion an, die "Breakaways Reserve". Sie besteht aus farbenprächtigen Hügeln, die von der Stuart Range abgebrochen sind, daher auch der Name Breakaway. Von zwei Aussichtspunkten kann man die fantastischen Bergformationen und Farbgestaltung auf sich wirken lassen. Ein herrlicher Platz fürs Abendessen. Danach setzen wir im Farbspiel des Sonnenuntergangs die Rundfahrt fort, entlang am "Castle" oder "Zwei Hunde" - nach einer Aboriginestory. Es folgt danach die Moon Plain, eine sandige, aus fossilen Muscheln weiß schimmernde Ebene, die Endlos erscheint. Schließlich noch der "Dog Fence", ein 5300 km langer und 2 m hoher Hundezaun, um die Schafe im Süden vor den einheimischen Hunden, den Dingos, zu schützen.
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Der Tag endete mit einem grandiosen farbenprächtigen Sonnenuntergang, bevor die Sterne ihrerseits den Himmel in Lichterglanz verwandelten, mit dem Vollmond an ihrer Seite. Was für eine Natur?!!
Übrigens das Strahlen der Natur in den Opalen ging nicht ganz spurlos an mir vorüber.


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