E + F Neumann
Quarantäne


Da wir im Internet keinen entsprechenden Bericht über die "Einreiseproze(tor)dur" gefunden hatten, wollen wir hier für all diejenigen, die ähnliches Planen, natürlich auch für diejenigen, die unsere Tour mit Interesse begleiten, einen detaillierten Bericht geben.
Die Einreiseformalitäten, insbesondere die Quarantäne, erwiesen sich doch wesentlich zeitaufwändiger als gedacht.
Unsere Spedition hatte den Termin so abzustimmen, dass wir unser Wohnmobil nach unserer Ankunft in Perth, Übernehmen können.
Geplant waren somit 10 Tage für Containertransport vom Heimatort nach Hamburg, Ausfuhrzollformalitäten (wichtig wegen Wiedereinfuhr!), Begasung und Verladung auf`s Schiff, 3 Wochen Seetransport nach Singapur und 9 Tage später Ankunft in Fremantle. Für Zoll und Quarantäne waren in Fremantle weitere 12 Tage eingeplant. Nach 7 1/2 Wochen sollte alles erledigt sein. Wir haben uns für den einfacheren teueren Weg entschieden und die Einreiseabwicklung der Spedition überlassen. Mittlerweile haben wir über den ADAC erfahren, dass es bei Transporten in Containern auch gar nicht anders mehr möglich ist, es muss über eine Spedition erfolgen.
Eigentlich redet man ja nicht über die Kosten, aber für diejenigen die so etwas planen ist es wohl nicht unwichtig, eine Vorstellung darüber zu bekommen.
Der Transport vom Heimatort nach Fremantle hat ohne Versicherung komplett 3.575,-- Euro gekostet, zusätzlich 380,-- Euro für die Begasung. Eine Versicherung gegen Totalverlust ist vom angegebenen Wert abhägig. Zu beachten ist hierbei allerdings, dass die nicht ganz billige Versicherung nur bei Totalverlust zahlt. Fällt der Container z. B. ins Hafenbecken und wird wieder geborgen, so ist dies kein Totalverlust, auch wenn das Fahrzeug schrott ist!
Die Abwicklung in Feremantle, also Transport, Hafengebühr, Zoll und einmal Quarantäne belaufen sich auf 2.220,-- Euro.
Noch während unserem Aufenthalt in Hawaii erfuhren wir, dass unser Container in Singapur stehen geblieben ist und erst eine Woche später, mit dem nächsten Dampfer, in Fremantle eintreffen wird.
Am Sonntag den 22.09.08 machten wir uns gleich kundig, wo die angegebene Spedition zu finden ist, die unsere Einfuhrformalitäten abwickelt. Wir staunten nicht schlecht, dass sie nicht im Hafengebiet von Fremantle zu finden ist, sondern ihren Sitz am Flugplatz in Perth hat.
Diese Spedition ist ein von den australischen Behörden lizenzierter Quarantänebereich und für den Import (wohl auch Export) beauftragt.
Diese Spedition gleicht einem Sicherheitstrackt und ist vollständig mit einem hohen elektrischen Zaun abgesichert.
Gleich am Montagmorgen waren wir dort, um für die Einuhr das "Carnet of Passsage" (erhält man über den ADAC) abzugeben und zu erkunden, ob die angegebene Wartezeit von 14 Tagen zur Auslieferung nicht verkürzt werden kann. Auch wollten wir gern beim Entladen und der Quarantänebesichtigung anwesend sein, um eventuelle Probleme beim Entladen oder der Besichtigung gleich lösen zu können.
Freundlich und bedauernd wurde uns mitgeteilt, dass die Termine einzig und allein von der Quarantänebehörde festgelegt werden und sie darauf keinen Einfluss hätten, dass das Betreten des Geländes sowie eine Anwesenheit bei der Quarantäneinspektion nicht erlaubt und daher nicht möglich ist.
Die Zollpapiere waren am nächsten Tag gleich erledigt, auf die Quarantäne mussten wir warten.
In Perth hatten wir in der City ein Hotelzimmer und erkundigten von dort aus die Umgebung von Perth mit einem Mietwagen.
Am Tag nach der Quarantäneinspektion setzen wir uns gleich wieder mit der Spedition in Verbindung und mussten feststellen, dass die Quarantäne abgeblasen wurde. Der Container müsste erst entladen werden!
Da sie von der Spedition aber keinerlei Vorstellung hatten, wie sie die gut eingepaßte Kabine herausbekommen sollen, durften wir jetzt doch beim Entladen dabei sein, natürlich unter strenger Aufsicht und ständiger Begleitung. Am Donnerstagmorgen war es dann so weit. Ein erster Blick in den Container und ich war erst mal beruhigt. Die Kabine war von mir gut verstaut, nichts war beschädigt, allerdings hatte ein Luftpolster ein Loch und hing ohne Luft herunter. Das zeigte doch, dass der Container ganz schön durchgeschüttelt wurde.
Sie staunten nicht schlecht, als ich die 8 Spaxschrauben löste, Gurte um den Querbalken legte und die Kabine, die auf 10 cm Kanthölzern stand, einfach mit dem Toyo aus dem Container zog.
Ich bin davon ausgegangen, dass bei den Speditionen große Stapler mit langen Gabeln vorhanden sind. Hier war aber nur ein kleiner mit 1,2 m langen Gabeln vorhanden. Vom Gewicht her hätte er die Kabine zwar anheben können, aber mit den kurzen Gabeln war ein sicheres Anhaben zu riskant, außerdem bestand die Gefahr, dass die Gabeln den Kabinenboden eindrücken würden. Der vorhandene 75 to Spezialstapler zum Anheben der Container war hierfür nicht geeignet.
Es wurde auf Montag 7:00 Uhr ein Kran bestellt. Die Quarantäneinspektion sollte aber morgen (Freitag), auch bei nicht aufgesetzter Kabine, durch geführt werden. Die Mitarbeiter der Spedition waren zuversichtlich, so sauber wie das Fahrzeug ist, müsste es mit der Inspektion wohl gut gehen. Immerhin habe ich mir fast eine Woche Zeit genommen, das Fahrzeug ringsherum zu reinigen. Was ich unterm Fahrzeug nicht mit dem Hochdruckreiniger wegbekommen hatte, hatte ja Hr. Burk von Landcruiser KeBa mit Hohlraumversiegelung und Unterbodenschutz in jeder Ecke so gut "versiegelt", dass es wie neu aussah.
Am Freitag Nachmittag dann die ernüchternde Mitteilung, alles war soweit in Ordnung, allerdings wurden am Kühler einige vertrocknete Insekten beanstandet, die hatte ich offensichtlich bei der Reinigung übersehen, außerdem muss ein neuer Luftfilter rein. Ich hatte ihn zwar gereinigt, aber er war nicht neu - mit anderen Worten reinigen und Nachquarantäne! Diese "Nachreinigung" darf nur in speziellen, autorisierten Firmen durchgeführt werden. Selbstreinigung unmöglich!


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Am Montag war der bestellte Kran und wir pünktlich bei der Spedition. Eine 3/4 Std. lang wurden noch Container verschoben, bevor wir aufs Gelände durften. Fürs Aufsetzen der Kabine benötigten wir dann ca. 30 Min., anschließend noch verschrauben und die Leitungen verbinden und unser WoMo war wieder komplett und zur Nachreinigung transportbereit. Da es für den Straßenverkehr noch nicht zugelassen war, wurde es auf einen Transporter verladen und zu der Firma gefahren, auch ein "Hochsicherheitstrakt", von hohen elektrischen Zäunen umgeben.
Der Kran kostete 300,-- Aus.$ und die Nachreinigung mit Transport und Quarantäne 500,-- Aus.$.
Am Freitag war dann endlich nach der Nachreinigung die Quarantäne durch. Gegen 16:00 Uhr konnten wir dann unser WoMo übernehmen. Wir staunten nicht schlecht, als wir feststellten, dass nochmals alles durchsucht wurde.

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Jetzt nur noch schnell die Alugasflasche, an der zuvor ausgekundschafteten Nachfüllstation, auffüllen lassen und dann endlich im WoMo "breit" machen - dachten wir.
Zum Befüllen unserer Gasflasche haben wir uns in Deutschland extra einen Adapter für Australien besorgt. Der Befüllanschluss passte auch an den Adapter. Bevor die Flaschen aber befüllt werden, öffnen sie ein Entlüftungsventil (Valve), welches sich am Flaschenhals befindet. Dieses suchten sie an unserer Flasche allerdings vergeblich.
Während bei uns die Flaschen mit ca. 5,5 bar befüllt werden, lassen sie hier mehr oder weniger das Gas "drucklos" überströmen. Dazu wird das besagte Valve so lange geöffnet, bis Gas austritt und die Flasche voll ist. Kurzum, es war keiner bereit, uns auch nur etwas Gas überströmen zu lassen. So mussten wir am ersten Wochenende in unserem WoMo ohne Gas auskommen.

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Am Montag um 9:30 Uhr war erst mal TüV angesagt. In der Woche zuvor hatten wir uns beim "Licensing Services", vergleichbar mit unserer Zulassungsstelle, ein "Temporary Permit" ( 13,85 Aus$), vergleichbar unserer roten Überführungsnummer (in Papierform), besorgt, um versichert zum TüV fahren zu dürfen.
Bei der Anmeldung zum TüV wurden wir daraufhingewiesen, dass wir als Linkslenker andere Scheinwerfer benötigen. Auf unsere Bitte hin, haben sie für uns rumtelefoniert und die entsprechenden Scheinwerfer zurücklegen lassen. Beim Toyota HZJ 79 mit seinen runden Scheinwerfern ist hier das Glas, der Reflektor und die Birne (sie kann nicht gewechselt werden!) an einem Stück und kostet als Satz nur 27,90 $.
Etwas schwieriger war es, die je drei verrosteten M 4 Schrauben zu lösen, um die Scheinwerfer austauschen zu können. Drei Schrauben musste ich ausbohren, wobei ich noch Glück hatte und das Muttergewinde nicht beschädigte.
Beim TüV fand unser WoMo erst mal großes Interesse und wurde von allen Seiten begutachtet. Überprüft wurde allerdings nur die Funktion der Lichter und das Lenkspiel. Außerdem wurden die Außenmaße vermessen und eingetragen. Das Fahrzeug kam ihnen mit dem angegebenen Gewicht auf dem Typenschild zu schwer vor. Mit der eingetragenen Auflastung auf 3,5 to gaben sie sich zu frieden.

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Wir nutzen die Gelegenheit hier beim TüV, uns über die Füllmöglichkeit unserer Gaslasche zu erkunden und bekamen zur Antwort, dass es in Australien keine Lizenz zum Befüllen dieser Gasflaschen gibt. Daher an alle Interessierten, spart euch die Ausgabe für den nicht ganz billigen Adapter und lasst die Gasflasche zu Hause. Da in unserem WoMo absolut keine Platz mehr für die Flasche war, hängt sie jetzt gut verpackt über den Sandblechen. Das hätten wir uns, wenn wir es vorher gewusst hätten, wirklich sparen können!

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Mit den entsprechendens Papieren und Vermerken, ging es dann zum Licensing Services, um die "Motor Vehicle Licence" (Zulassung) und die "Third Party Insurance Policy" (Personenhaftpflichtversicherung) zu beantragen und bezahlen (240,--$).
Behördenmäßig war jetzt alles geklärt. Von "Left Hand Drive" Schildern und "Rammbügeln" an der Stoßstange, wie in anderen Berichten zu lesen ist, war hier keine Rede. Nur der "Driver Licensing Enquires" Aufkleber wurde an die Windschutzscheibe geklebt. Jetzt nur noch die Vorräte einkaufen und dass mit dem Gas klären.
Als wir nach dem Großeinkauf zurückkamen, waren wir geschockt. Jemand hat an der Fahrerseite versucht, das Türschloss auszubrechen, es hing halb heraus und das Türblech war ringsherum verbeult.
Also Toyota- und Karosseriewerkstatt aufsuchen und den Schaden beheben lassen. In der Karosseriewerkstatt war von dem Einbruchversuch keiner überrascht, worüber wir uns natürlich sehr wunderten. Wir bekamen zur Antwort, dass das hier in Midland (bei Perth) nichts Außergewöhnliches wäre. Und Tatsache, das Auseinanderbauen, ausbeulen, Schloss einsetzen und wieder zusammenbauen, hat noch nicht mal 30 Min. gedauert. Das roch wirklich nach Routine.
Jetzt fehlte uns nur noch Gas. Bei einem Campingausstatter bekamen wir eine 4 kg Gasflasche (die 9 kg Gasflasche ist im Durchmesser größer als unsere 11 kg Gasflasche und passt bei uns nicht rein) und einen Druckminderer. An unseren Schlauch wurde die Anschlussseite zur Flasche hin abgeschnitten und fachgerecht das australische Anschlussstück (Zollgewinde) fürs Druckminderventil montiert.
3 1/2 Wochen nach unserer Ankunft hatten wir nun alles beieinander und es konnte endlich losgehen.
Rechnet man jetzt alles zusammen, hat es von der Verladung am 01.08.08 in Deutschland bis zur Übernahme in Perth am 10.10.08 ganze 2 Monate und 9 Tage, plus 4 Tage (übers Wochenende) für TüV und Zulassung und einen Tag für die Schlossreparatur gedauert. Zu den schon genannten Kosten muss man noch für 3 Wochen Hotel und Mietwagen zu rechnen.
Aus der gemachten Erfahrung kann ich keinem ruhigen Gewissens empfehlen, sein Auto im Container nach Australien zu verschiffen. Der Container kommt hier in einen Quarantänebereich und unterliegt einzig und allein der Quarantänebehörde. Geht man von anderen Berichten im Internet über Roll on Roll off aus und regelt alles im Hafen selbst, so ist man doch vor Ort und mit den Behörden selbst im Kontakt. Man hat zwar viel zu erledigen, aber man kann einiges vielleicht besser beeinflussen, als wenn es über Dritte geht, die Angst um ihre Lizenz haben.
Vielleicht war es auch ein Fahler, den Container in Deutschland begasen zu lassen und nicht erst bei Bedarf hier in Australien. Der Container stand hier fast drei Wochen (in Deutschland auch eine) zum Entlüften, ohne dass sich etwas tat.
Nach unserer erneuten Einreise, im Anschluss an unseren Neuseelandaufenthalt im nächsten Jahr, werde ich mitteilen, wie es uns bei der Roll on Roll off Einreise ergangen ist.


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